In der malerischen Landschaft von Kürten, genauer gesagt nahe dem beschaulichen Ortsteil Höchsten, zeichnet sich ein Wandel ab, der die lokale Idylle und ihre Bewohner vor eine Herausforderung stellt. Ein neues Projekt, eine Erddeponie, soll in der Nähe etabliert werden, und bringt neben Umweltfragen auch gesellschaftliche Diskussionen mit sich. Dieser Artikel beleuchtet die Entwicklung des Projekts, die damit verbundenen Herausforderungen und die Reaktionen der Gemeinschaft auf die geplante Erddeponie.
Ein idyllisches Bild: Höchsten vor dem Wandel
In der Abgeschiedenheit zwischen Hachenberg und Neuensaal, wo die Kreisstraße sich durch die Landschaft schlängelt, liegt ein Acker, der nicht nur Krähen, sondern auch den Blicken der Vorbeigehenden Ruhe und eine gewisse Gelassenheit bietet. Dieses Stück Land, durchzogen von der unberührten Natur und einem Hauch dörflicher Abgeschiedenheit, steht nun im Zentrum einer bedeutenden Entwicklung. Hier, wo die Landschaft in eine sanfte Senke übergeht und die Bundesstraße 506 am Horizont nur zu erahnen ist, plant die Gemeinde Kürten die Errichtung einer neuen Erddeponie.
Die Szenerie, die sich dem Betrachter bietet, ist geprägt von einer harmonischen Ruhe, unterbrochen nur durch das gelegentliche Aufstellen einer Liegesitzbank durch die Katholische Landjugend mit Unterstützung der Bechener Kalthoff-Stiftung – eine Geste, die den Charakter des Ortes als ruhigen Rückzugsort unterstreicht. Doch die geplante Erddeponie wirft ihre Schatten voraus und kündigt einen Wandel an, der nicht nur die Landschaft, sondern auch die Lebensweise und die Wahrnehmung des Ortes Höchsten grundlegend verändern könnte.
Die Deponie, deren Plangenehmigungsverfahren bereits in Gang gesetzt wurde, zielt darauf ab, den Bedarf an Entsorgungskapazitäten für die Region zu decken und folgt auf die vollständige Auslastung der vorherigen Deponie in Herrscherthal. Während die Vertreter des Bergischen Abfallwirtschaftsverbands (BAV) die Dringlichkeit des Projekts betonen, steht die lokale Gemeinschaft vor der Herausforderung, sich mit der bevorstehenden Veränderung auseinanderzusetzen und deren Auswirkungen auf die Umwelt und das soziale Gefüge zu bewerten.
Das Verfahren in Kürten nimmt seinen Lauf
Im Herzen von Kürten, nahe dem Ortsteil Höchsten, hat ein Prozess begonnen, der die Errichtung einer neuen Erddeponie zum Ziel hat. Dieses Vorhaben befindet sich derzeit in einem kritischen Stadium: das Plangenehmigungsverfahren. Seit einigen Wochen läuft dieses Verfahren und wirft Licht auf die mögliche Realisierung innerhalb der nächsten anderthalb Jahre. Die geplante Deponie soll die Nachfolge der bereits ausgelasteten Deponie in Herrscherthal antreten, deren Kapazitäten erschöpft sind.
Die Suche nach einem geeigneten Standort war umfassend und sorgfältig. Der Bergische Abfallwirtschaftsverband (BAV) hat zahlreiche Optionen geprüft, um den idealen Ort für die neue Deponie zu finden. Die Dringlichkeit des Projekts wird durch das nahe Ende der Betriebszeit der Deponie auf dem Lüderich in Overath unterstrichen, welche bislang den Tiefbauern und Landschaftsgärtnern aus dem Rhein-Berg Kreis diente. Mit dem Wegfall dieser Entsorgungsmöglichkeit stehen die Verantwortlichen vor der Herausforderung, längere Transportwege und damit verbundene höhere Kosten zu vermeiden.
Die Entscheidung für Höchsten als Standort der neuen Erddeponie wurde nicht leichtfertig getroffen. Sie ist das Ergebnis intensiver Überlegungen und Abwägungen, die das Ziel verfolgen, eine effiziente und nachhaltige Lösung für die Abfallentsorgung der Region zu bieten. Dieses Vorhaben ist jedoch mehr als nur eine logistische und ökonomische Herausforderung; es ist ein Schritt, der die Landschaft und das Leben der Menschen in Kürten langfristig prägen wird.
Zehnjährige Nutzungsdauer im Blick
Vor rund zwei Jahren legten die Vertreter des Bergischen Abfallwirtschaftsverbands (BAV) dem Ausschuss für Klima, Umwelt und Zukunft die Pläne für die neue Erddeponie nahe Höchsten vor. Mit einem geplanten Volumen von 294.000 Kubikmetern und einer öffentlichen Nutzung, die auf etwa zehn Jahre angesetzt ist, zeichnet das Projekt ein klares Bild seiner Dimensionen und seines Zeithorizonts. Erwartet werden durchschnittlich 19 Anfahrten pro Tag – ein Kommen und Gehen von kleineren bis größeren Lastern, was sich in 38 Fahrten inklusive Rückweg niederschlägt.
Diese Informationen lösten eine Welle der Unruhe unter den Anwohnern aus. Kurz nach der Präsentation der Pläne fand sich in einem örtlichen Supermarkt eine Unterschriftenliste gegen das Projekt. Auch in politischen Kreisen sorgte das Vorhaben für Überraschung und teilweise Überforderung. Die unerwartete Einführung des Themas Erddeponie in die Beratungen im März 2022, verbunden mit dem Wunsch der BAV-Vertreter nach einem positiven Beschluss, ließ viele Fragen offen.
Trotz der fortgeschrittenen Planung, die bereits 2022 erkennbar war und durch vorliegende Umweltgutachten unterstützt wurde, stieß der Antrag auf Genehmigung nicht nur auf Zustimmung. Insbesondere Frithjof Sempell, Mitglied des Ausschusses von der CDU-Fraktion, zeigte sich kritisch gegenüber einer vorschnellen Entscheidung. Die Freien Wähler legten über 20 Fragen vor, was die Entscheidungsfindung zusätzlich verzögerte. Besonders die Verkehrsfrage, wie die Deponie angefahren werden soll, blieb zunächst unbeantwortet und führte zu weiteren Diskussionen über die Machbarkeit und die Auswirkungen des Projekts auf die lokale Infrastruktur.
Widerstand und politische Herausforderungen
Die Pläne für die Errichtung der neuen Erddeponie nahe dem Ortsteil Höchsten in Kürten riefen schnell Reaktionen in der lokalen Gemeinschaft und politischen Landschaft hervor. Kurz nach der offiziellen Vorstellung des Projekts durch den Bergischen Abfallwirtschaftsverband (BAV) begannen die ersten Wellen des Widerstands sich zu formen. Eine Unterschriftenaktion gegen das Vorhaben fand ihren Platz in einem Supermarkt im Sommer 2022, was das wachsende Unbehagen in der Bevölkerung verdeutlichte.
Die politischen Gremien, überrascht von der Plötzlichkeit, mit der das Thema auf die Agenda gesetzt wurde, fanden sich in einer schwierigen Position wieder. Die Erddeponie, ein Thema, das im März 2022 urplötzlich in den Beratungsprozess eingebracht wurde, stellte die Entscheidungsträger vor eine Herausforderung. Die Vertreter des BAV, die mit dem Wunsch nach einem positiven Beschluss antraten, sahen sich mit einer Mischung aus Überraschung und Skepsis konfrontiert.
Die Tiefe der Planung, die bereits 2022 erkennbar war, inklusive vorliegender Umweltgutachten, konnte die Bedenken nicht vollständig zerstreuen. Frithjof Sempell, ein Mitglied des Ausschusses von der CDU-Fraktion, äußerte sich kritisch gegenüber einer übereilten Genehmigung des Projekts. Die Nachfrage der Freien Wähler nach über 20 detaillierten Fragen unterstrich das Bedürfnis nach mehr Informationen und einer transparenteren Diskussion über das Vorhaben.
Der Weg zur Erddeponie: Eine Frage der Logistik
Die logistische Planung für die Anfahrt zur vorgeschlagenen Erddeponie nahe Höchsten stellt eine der zentralen Herausforderungen des Projekts dar. Die Erschließung des Standorts ist nicht nur eine Frage der geografischen Lage, sondern auch der Infrastruktur und der Verträglichkeit mit dem lokalen Verkehrsaufkommen. Der vorgesehene Zugang über den Hachenberger Weg, ausschließlich von Norden her, spiegelt die Bemühungen wider, eine praktikable Lösung zu finden, die die Belastung für die Anwohner minimiert.
Die Entscheidung gegen eine Anfahrt von der Kürten und Wipperfürther Straße aus, welche durch die Siedlung Hachenberg in Serpentinen führt, unterstreicht die komplexen Überlegungen, die hinter der Planung stehen. Die Serpentinen und die begrenzte Straßenbreite würden nicht nur ein Sicherheitsrisiko darstellen, sondern auch den Verkehrsfluss erheblich beeinträchtigen. Von Norden aus erscheint der Zugang trotz der ebenfalls nicht üppigen Straßenbreite als die bessere Alternative.
Die Anforderungen an die Verkehrsinfrastruktur sind nicht zu unterschätzen. Insbesondere die Berücksichtigung der Sicherheit der Fußgänger und die Gewährleistung eines reibungslosen Begegnungsverkehrs sind von hoher Bedeutung. In einigen Bereichen des Hachenberger Weges ist es bereits jetzt notwendig, dass entgegenkommende Fahrzeuge anhalten und gegebenenfalls über die zum Schutz der Fußgänger angebrachte durchgezogene weiße Linie ausweichen.
Diese logistischen Überlegungen sind entscheidend für die Akzeptanz und den Erfolg des Projekts. Sie betreffen nicht nur die technische Umsetzbarkeit der Erddeponie, sondern auch die Lebensqualität der Anwohner und die Umweltverträglichkeit des gesamten Vorhabens. Die sorgfältige Planung und Abwägung aller Optionen ist daher von großer Bedeutung, um eine Lösung zu finden, die den Anforderungen an eine moderne und nachhaltige Abfallwirtschaft gerecht wird, ohne dabei die Interessen und das Wohlergehen der lokalen Gemeinschaft zu vernachlässigen.