Der Bauausbildungsmarkt steckt in einer tiefen Krise. Die Zahl der Auszubildenden sinkt erneut, während überdurchschnittlich viele Ausbildungsplätze unbesetzt bleiben. Besonders im Hochbau zeigen sich drastische Einbrüche, während der Tiefbau leichte Zuwächse verzeichnet. Die aktuelle Entwicklung offenbart, wie stark der Nachwuchsmangel die Bauwirtschaft belastet.
Baugewerbe verliert immer mehr Auszubildende
Der Bauausbildungsmarkt zeigt erneut einen deutlichen Abwärtstrend. Laut den aktuellen Zahlen der Sozialkassen der Bauwirtschaft (Soka-Bau) sank die Zahl der neuen Ausbildungsverhältnisse im Vergleich zum Vorjahr um 4,9 Prozent. Mit etwa 36.000 Auszubildenden ist das Baugewerbe ähnlich stark betroffen wie andere Branchen: Die Bundesagentur für Arbeit (BA) berichtet von einem branchenübergreifenden Rückgang der besetzten Ausbildungsstellen um 4,6 Prozent.
Diese Entwicklung verdeutlicht, dass das Baugewerbe weiterhin Schwierigkeiten hat, neue Fachkräfte zu gewinnen. Angesichts des hohen Bedarfs an qualifizierten Nachwuchskräften spitzt sich die Lage in der Branche zunehmend zu. Der aktuelle Rückgang reiht sich in einen langfristigen Trend ein, der den Fachkräftemangel weiter verschärft.
Tiefbau stabilisiert die Baukonjunktur – Wohnungsbau weiter im Abwärtstrend
Die Baukonjunktur 2024 zeigt ein gemischtes Bild: Während der Tiefbau durch den Ausbau von Energienetzen und Schienentrassen wächst, kämpft der Wohnungsbau weiterhin mit starken Rückgängen. Vor allem die anhaltende Nachfrageschwäche im Wohnungsbau belastet die Gesamtentwicklung der Branche.
Tiefbau gewinnt, Hochbau verliert: Unterschiede in der Bauausbildung
Obwohl der Ausbildungsmarkt insgesamt rückläufig ist, zeigen die Zahlen deutliche Unterschiede zwischen den Gewerken. Während das Angebot an Ausbildungsplätzen im Hochbau um knapp fünf Prozent sank, konnte der Tiefbau ein Plus von sechs Prozent verzeichnen. Diese Entwicklungen spiegeln auch die konjunkturelle Lage der jeweiligen Bereiche wider, wie die aktuellen Daten der Soka-Bau belegen.
Im Hochbau ging nicht nur das Ausbildungsplatzangebot zurück – auch die Zahl der neuen Auszubildenden sank spürbar. Im Gegensatz dazu konnte der Tiefbau leicht zulegen. Die gegensätzliche Entwicklung zeigt, wie unterschiedlich die Gewerke innerhalb der Bauwirtschaft von aktuellen wirtschaftlichen Schwankungen betroffen sind.
Trotz der leichten Zuwächse im Tiefbau bleibt die Gesamtentwicklung besorgniserregend. Der Trend der vergangenen Jahre deutet darauf hin, dass die Herausforderungen bei der Nachwuchsgewinnung auch in Zukunft bestehen bleiben.
Investitionsbedarf im Bausektor: Europa am Scheideweg
Der europäische Bausektor kämpft mit erheblichen Herausforderungen: steigende Kosten, Fachkräftemangel und bürokratische Hürden bremsen das Wachstum. Doch Megatrends wie Klimawandel, Digitalisierung und demografischer Wandel bieten Chancen für eine Erholung. Investitionen werden entscheidend sein.
Ausbildungsplätze bleiben unbesetzt: Soka-Bau setzt auf Unterstützung
Die Bauwirtschaft sieht sich mit einer ungewöhnlich hohen Zahl an unbesetzten Ausbildungsplätzen konfrontiert. Im Tiefbau kommen aktuell drei Stellen auf einen Bewerber, im Hochbau sind es mehr als zwei. Im Vergleich zu anderen Branchen, wo Angebot und Nachfrage auf dem Ausbildungsmarkt weitgehend ausgeglichen sind, ist die Lage im Baugewerbe besonders angespannt.
Um diesem Missverhältnis entgegenzuwirken, setzt Soka-Bau auf gezielte Maßnahmen zur Unterstützung der Branche. Eine zentrale Initiative ist die kostenlose Jobbörse, über die Baubetriebe ihre offenen Ausbildungsplätze bewerben können. Die Plattform bietet außerdem umfassende Informationen für junge Menschen, um sie für eine Ausbildung in der Bauwirtschaft zu gewinnen.
Die Zahl unbesetzter Stellen zeigt jedoch, dass diese Maßnahmen allein nicht ausreichen. Angesichts der enormen Nachfrage nach Fachkräften wird es für die Branche entscheidend sein, langfristige Strategien zur Nachwuchsförderung zu entwickeln.