Steinbruch-Erweiterung Plettenberg: Der Bürgerprotest gegen Holcim

Die geplante Süderweiterung des Steinbruchs Plettenberg sorgt seit über zehn Jahren für Spannungen. Bürgerproteste, rechtliche Hürden und Verzögerungen bringen Holcim in Bedrängnis – mit weitreichenden Folgen für das Werk in Dotternhausen.

Der Streit um die geplante Steinbruch-Erweiterung auf dem Plettenberg beschäftigt seit über einem Jahrzehnt Bürger, Politik und den Zementriesen Holcim. Was zunächst als klarer Beschluss für eine Süderweiterung begann, entwickelte sich zu einem zähen Ringen mit Bürgerinitiativen, juristischen Hürden und hitzigen Diskussionen.

Der Ursprung des Konflikts: Ein geplanter Ausbau sorgt für Widerstand

2015 begann ein Streit, der die Gemeinde Dotternhausen und den Zementkonzern Holcim bis heute prägt. Ausgangspunkt war ein Antrag des Unternehmens, den bestehenden Steinbruch auf dem Plettenberg um 18 Hektar nach Süden hin zu erweitern. Die dazu notwendige Aufhebung des Landschaftsschutzgebiets wurde vom Gemeinderat beschlossen, was zunächst als Erfolg für Holcim galt. Doch der Widerstand ließ nicht lange auf sich warten.

Eine Bürgerinitiative, die bereits lose organisiert war, formierte sich und machte mobil. Sie nutzte Bürgerentscheide und Bürgerbegehren, um gegen den Gemeinderatsbeschluss vorzugehen. Ein besonderer Streitpunkt war der Schutz der sogenannten Plettenberghütte, einer Hütte des Schwäbischen Albvereins, sowie die Forderung, einen Abstand von mindestens 250 Metern zur Hütte einzuhalten. Zusätzlich setzten sich die Gegner für die Ausweisung einer geschützten Fläche zur Erhaltung des Ratshausener Hörnles ein.

Die Dynamik des Konflikts zeigte, dass auch mächtige Konzerne auf den Widerstand engagierter Bürger treffen können. Doch es war erst der Beginn einer langwierigen Auseinandersetzung, die sich über Jahre hinziehen sollte.

Der Prozess verliert an Fahrt: Bürgerentscheide und rechtliche Hürden

Die Diskussion um die Erweiterung des Steinbruchs geriet bald ins Stocken, da die Bürgerinitiative (BI) mit anhaltendem Druck agierte. Emotionen und Meinungsverschiedenheiten zwischen den Beteiligten – Bürgern, Gemeinderat und Holcim – nahmen zu. Besonders hitzig war die Forderung der Abbaugegner, eine Resthochfläche von mindestens 250 Metern Breite zu erhalten.

Während ein Bürgerentscheid erfolgreich war, wurden andere Bürgerbegehren als rechtlich unzulässig erklärt. 2017 griff schließlich Günther-Martin Pauli, der Landrat des Zollernalbkreises, in den Konflikt ein. Im Rahmen eines neuen Verfahrens wurde die Aufhebung des Landschaftsschutzgebiets auf nur noch 8,6 Hektar beschränkt – ein deutlicher Rückschlag für Holcim.

Trotz der Reduzierung der geplanten Erweiterungsfläche blieb der Streit bestehen. Die Emotionen und der Druck auf beiden Seiten verdeutlichten, dass die Süderweiterung ein zähes Ringen bleiben würde, ohne schnelle Lösung in Sicht.

Bürgerinitiative mit neuen Themen: Vom Naturschutz bis zur Müllverbrennung

Im Verlauf des Konflikts weitete die Bürgerinitiative ihre Themen über den Steinbruch hinaus aus. Der Fokus lag nun nicht mehr allein auf der geplanten Süderweiterung. Die Gegner hinterfragten öffentlich die Rekultivierungspläne von Holcim, zweifelten an naturschutzrechtlichen Gutachten und äußerten Bedenken hinsichtlich der Brutreviere von geschützten Vogelarten wie der Feld- und Heidelerche.

Besonders kritisch betrachtete die BI den Betrieb des Zementwerks. Dass die Anlage als Müllmitverbrennungsanlage eingestuft wird und sogenannte Ersatzbrennstoffe genutzt werden, war der Initiative ein Dorn im Auge. Auch die verwendete Technik geriet ins Visier: Die nicht-katalytische SNCR-Anlage des Werks, die für die Reduzierung von Schadstoffen sorgt, erfülle aus Sicht der Abbaugegner nicht die aktuellen Anforderungen. Holcim erhält regelmäßig Ausnahmegenehmigungen für Schadstoffemissionen, was die BI scharf kritisierte.

Die Bürgerinitiative verstand es geschickt, diese Themen öffentlichkeitswirksam zu platzieren, und lenkte damit zusätzliches Augenmerk auf die Umweltpraktiken des Unternehmens. Die Diskussionen um die geplante Süderweiterung wurden so noch komplexer.

Stillstand und Schwebezustand: Der Status der Süderweiterung

Trotz jahrelanger Diskussionen und zahlreicher Gutachten befindet sich die geplante Süderweiterung des Steinbruchs weiterhin im Schwebezustand. In den letzten Jahren ist es ruhiger um den Konflikt geworden, doch das Thema bleibt ungelöst. Holcim hat laut eigener Aussage in zusätzliche Gutachten und Dokumentationen investiert, um den Anforderungen der Behörden gerecht zu werden.

Sabine Schädle, die Pressesprecherin von Holcim, gab zuletzt an, dass der Konzern bis Ende 2024 einen überarbeiteten Antrag für die Erweiterung einreichen will. Der Zeitraum, den das Projekt bislang beansprucht, sei für ein Vorhaben dieser Art außergewöhnlich. Dennoch hält Holcim weiterhin an der geplanten Süderweiterung fest.

In Dotternhausen ist der Konflikt allgegenwärtig, auch wenn er nicht mehr so intensiv in der Öffentlichkeit diskutiert wird. Die Bürgerinitiative beobachtet die Entwicklungen kritisch und bleibt ein entscheidender Faktor, der den Fortgang des Verfahrens beeinflusst.

Ein Projekt ohne Ende: Was das für Holcim bedeutet

Die geplante Süderweiterung des Steinbruchs bleibt für Holcim ein zentraler Punkt, denn ohne zusätzlichen Kalkstein ist der Betrieb des Zementwerks in Dotternhausen gefährdet. Kalkstein ist der wichtigste Rohstoff der Zementindustrie, und Holcim betont, dass die Erweiterung für den Standort existenziell sei.

Die Pressesprecherin Sabine Schädle machte zudem deutlich, dass die regionalen Baustoffe nicht nur für das Werk, sondern auch im Sinne der Nachhaltigkeit eine wichtige Rolle spielen. Gleichzeitig verweist Holcim auf die Notwendigkeit, mit der Süderweiterung zukünftige Investitionen zu sichern. Besonders im Hinblick auf die Energiewende und Klimaschutzprojekte, die das Unternehmen aktiv mitgestalten will, sei die Erweiterung ein entscheidender Faktor.

Die lange Dauer des Projekts und die anhaltenden Widerstände belasten den Standort. Dennoch bleibt Holcim entschlossen, das Vorhaben umzusetzen. Die Frage ist jedoch, ob es in naher Zukunft zu einem Durchbruch kommen wird – oder ob sich der Konflikt weiter in die Länge zieht.

Verzögerte Investitionen: Wie der Streit den Standort beeinflusst

Der Streit um die Steinbruch-Erweiterung hat auch Auswirkungen auf geplante Investitionen am Standort Dotternhausen. Bereits 2018 kündigte der damalige Werksleiter Dieter Schillo an, bis 2025 rund 30 Millionen Euro in neue technische Anlagen zu investieren. Ziel war es, den Betrieb bis 2027 ohne Ausnahmegenehmigungen für Schadstoffe zu führen.

Doch die Umsetzung der Investitionen ist bis heute ins Stocken geraten. Laut Pressesprecherin Sabine Schädle laufen die Planungen zwar auf Hochtouren, doch eine klare Investitionssicherheit sei Voraussetzung für die hohen Ausgaben. Der andauernde Konflikt um die Süderweiterung wirft die Frage auf, ob Holcim diese Sicherheit bislang nicht erreichen konnte.

Die Verzögerungen könnten weitreichende Folgen haben, sowohl für die Modernisierung des Werks als auch für die langfristige Zukunft des Standorts. Ohne eine Einigung über die Erweiterung droht ein Stillstand, der nicht nur den Zementriesen, sondern auch die Region nachhaltig beeinträchtigen könnte.

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