Deponie-Erweiterung Hoher Weg: Startschuss für nachhaltige Abfallwirtschaft

Die Deponie-Erweiterung Hoher Weg bringt lang erwartete Fortschritte in der Abfallwirtschaft. Von Artenschutzmaßnahmen bis hin zur geologischen Barriere stehen Umwelt und Technik im Mittelpunkt. Nach 15 Jahren Planung beginnt 2025 der Bau mit einem klaren Ziel: nachhaltige Kapazitäten schaffen und ökologische Standards setzen.

Die Erweiterung der Deponie Hoher Weg markiert einen entscheidenden Schritt in der Abfallbewirtschaftung der Region. Nach Jahren der Planung und Abstimmung rückt der Projektstart endlich in greifbare Nähe. Doch der Weg dorthin ist von Herausforderungen geprägt – von Grundstücksverhandlungen über Artenschutz bis hin zu Kritik an der langen Verfahrensdauer.

Startschuss für die Erweiterung der Deponie

Nach jahrelangem Warten steht fest: Die Arbeiten an der Erweiterung der Deponie Hoher Weg beginnen im November 2025. Der Planfeststellungsbeschluss durch die Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Süd ebnet den Weg für das Vorhaben. Bislang gab es keine Widersprüche gegen die Pläne, wie Holger Kusche, Leiter des Bereichs Entsorgungsbetrieb und Verkehrstechnik beim Wirtschaftsbetrieb Ludwigshafen (WBL), bestätigt.

Bereits 2024 sollen die vorbereitenden Arbeiten starten. Hierzu gehören unter anderem Rodungen und Fällungen in den betroffenen Arealen. Diese Maßnahmen sind Voraussetzung für den eigentlichen Baubeginn im November 2025. Ziel ist es, die Kapazitäten der Deponie langfristig zu sichern und die Abfallbewirtschaftung in der Region zu optimieren.

Wichtige Vorarbeiten – Rodungen, Artenschutz und Kampfmittelsuche

Bevor die eigentlichen Bauarbeiten im November 2025 starten können, sind umfangreiche Vorarbeiten erforderlich. Im Februar 2025 beginnen die Rodungsarbeiten, gefolgt von einer detaillierten Kampfmittelsuche, um sicherzustellen, dass keine Kampfmittelreste aus dem Zweiten Weltkrieg die Baustelle gefährden.

Parallel dazu steht der Artenschutz im Fokus. Insbesondere Eidechsen und Laubfrösche müssen behutsam in Ersatzquartiere umgesiedelt werden. Während die Eidechsen bereits ab März eingesammelt werden, erfolgt das Einfangen und Umsiedeln der Laubfrösche zwischen Mai und Juli. Diese Maßnahmen verdeutlichen, wie eng Umwelt- und Naturschutz in die Bauplanung integriert sind.

Damit all diese Vorarbeiten reibungslos verlaufen, setzt der Wirtschaftsbetrieb Ludwigshafen (WBL) auf eine enge Abstimmung mit Fachbehörden und Umweltgutachtern. Jede Phase wird genau dokumentiert, um den gesetzlichen Vorgaben zu entsprechen und einen zügigen Projektfortschritt zu gewährleisten.

Neue Deponiestraße und Überführungsbauwerk geplant

Ein zentrales Element der Erweiterung ist die Anbindung der neuen Deponiefläche an die bestehende Infrastruktur. Um den Verkehr effizient zu lenken und gleichzeitig Fußgänger, Radfahrer sowie landwirtschaftliche Nutzer zu berücksichtigen, wird eine neue Deponiestraße gebaut. Diese Straße verbindet die alte und die neue Deponiefläche direkt miteinander.

Ein besonderes Highlight ist das geplante Überführungsbauwerk, das den neuen Verkehrsweg mit den bestehenden Wegen kreuzungsfrei verbindet. Dadurch bleibt die Nutzung der umliegenden Pfade für Freizeit- und Agrarzwecke uneingeschränkt möglich. Diese Lösung berücksichtigt sowohl die Anforderungen an die Deponielogistik als auch die Interessen der Anwohner und der Region.

Die Maßnahme zeigt, wie umfassend die Planungen für die Erweiterung sind. Sie setzt auf eine funktionale und nachhaltige Gestaltung, die den unterschiedlichen Ansprüchen gerecht wird und gleichzeitig die betriebliche Effizienz erhöht.

Basisabdichtung und geologische Barriere – Bauzeit bis 2027

Ein wesentlicher technischer Bestandteil der Deponieerweiterung ist die Errichtung einer geologischen Barriere. Diese wird als Abdichtungssystem im Boden der Deponiefläche installiert und umfasst eine mindestens einen Meter dicke Schicht aus Ton. Die Barriere soll das Eindringen von Schadstoffen in das Grundwasser verhindern und entspricht höchsten Umweltschutzstandards.

Der Bau der Barriere beginnt unmittelbar nach der Errichtung der Deponiestraße im November 2025. Nach einer Winterpause starten im März 2026 die Arbeiten an der Basisabdichtung. Diese umfasst neben der Tonschicht weitere technische Vorkehrungen, die eine sichere und nachhaltige Abfalllagerung gewährleisten.

Die Bauzeit der Erweiterung ist umfangreich, und der Zeitplan reicht bis mindestens 2027. Erst nach der vollständigen Fertigstellung der Abdichtung und der Inbetriebnahme aller Anlagen wird die Deponie ihre zusätzlichen Kapazitäten bereitstellen können. Holger Kusche, Leiter des WBL, prognostiziert den Betriebsbeginn frühestens im Februar 2027.

Kritik an der langen Verfahrensdauer

Die Erweiterung der Deponie Hoher Weg ist nicht nur ein technisch anspruchsvolles, sondern auch ein zeitintensives Projekt. Kritik an der langen Verfahrensdauer ließ daher nicht lange auf sich warten. Hans-Peter Eibes (FDP), Mitglied des Werkausschusses, wies darauf hin, dass von der ersten Beschlussfassung im Jahr 2012 bis zur geplanten Inbetriebnahme im Jahr 2027 insgesamt 15 Jahre vergehen werden. „Das ist schlichtweg zu lang“, bemängelte er und forderte schnellere Abläufe für zukünftige Projekte.

Peter Nebel, Chef des Wirtschaftsbetriebs Ludwigshafen, verteidigte die zeitlichen Verzögerungen mit dem Hinweis, dass das Verfahren ab 2016 nicht mehr in städtischer Hand lag. Die Landesbehörden seien für den Planfeststellungsprozess verantwortlich gewesen. Außerdem habe eine Planänderung 2019 zusätzlich Zeit gekostet, da die ursprüngliche Variante ein Biotop, das sogenannte „Laubfroschwäldchen“, geopfert hätte.

Durch die Anpassung der Pläne wurde das Wäldchen erhalten, während die neue Deponiefläche stattdessen um zehn Meter auf 134 Höhenmeter angehoben wird. Dieser Kompromiss fand breite Zustimmung, zeigt jedoch, wie komplex und langwierig Abstimmungsprozesse bei Infrastrukturprojekten sein können.

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