Vero legt nach: Neues Positionspapier fordert Kurswechsel in der Rohstoffstrategie

Ein Positionspapier mit politischer Sprengkraft: Der Verband der Bau- und Rohstoffindustrie fordert einen radikalen Kurswechsel in der Ressourcenpolitik. Vier klare Maßnahmen sollen den Weg weisen.

Die deutsche Bau- und Rohstoffbranche steht unter Druck: Wohnungsbau, Energiewende und Infrastrukturprojekte benötigen gewaltige Mengen an mineralischen Rohstoffen – und das in Zeiten politischer Unsicherheit und ökologischer Herausforderungen. Mit seinem neuen Positionspapier meldet sich der Verband der Bau- und Rohstoffindustrie (Vero) nun deutlich zu Wort. Die Botschaft: Es braucht eine neue Denkweise, um Versorgungssicherheit und Nachhaltigkeit zu vereinen. Vero formuliert klare Erwartungen an die Politik – und stellt Prinzipien infrage, die bislang als unantastbar galten.

Wachsende Herausforderungen in der Rohstoffversorgung

Die deutsche Bauwirtschaft steht vor einem gewaltigen Versorgungsproblem: Um zentrale Zukunftsprojekte wie den Wohnungsbau, den Ausbau der Infrastruktur und die Energiewende zu realisieren, sind enorme Mengen mineralischer Rohstoffe notwendig. Studien prognostizieren bis zum Jahr 2045 einen jährlichen Bedarf von bis zu 620 Millionen Tonnen. Diese Zahl verdeutlicht, wie entscheidend eine stabile Rohstoffversorgung für die Umsetzung gesellschaftlicher Megavorhaben ist.

Christian Strunk, Vorsitzender des Verbands der Bau- und Rohstoffindustrie (Vero), bringt es auf den Punkt: „Ohne die gesicherte Verfügbarkeit mineralischer Baustoffe sind zentrale gesellschaftliche Vorhaben […] nicht realisierbar.“ Der Verband warnt daher vor einer ideologisch geführten Debatte, die den Blick auf die Realität verstellt. Denn während der Anteil von Sekundärrohstoffen seit Jahren bei lediglich rund 15 Prozent stagniert, stammen weiterhin etwa 85 Prozent der eingesetzten Materialien aus Primärquellen.

Gerade in dieser Schieflage wird klar: Recycling allein wird den Bedarf nicht decken können. Es braucht eine ressourcenpolitische Strategie, die den gleichwertigen Einsatz beider Rohstoffarten ermöglicht. Genau hier setzt Vero an – mit einem Positionspapier, das auf eine pragmatische und zugleich nachhaltige Neuausrichtung der Rohstoffpolitik abzielt.

Die vier Kernforderungen des Vero-Positionspapiers

Mit seinem neuen Positionspapier setzt der Verband der Bau- und Rohstoffindustrie ein deutliches Signal: Eine tragfähige Ressourcenstrategie darf nicht zwischen Recycling und Primärabbau entscheiden müssen – sie muss beides ermöglichen. Vero formuliert dazu vier zentrale Forderungen an die Politik, die eine langfristige, nachhaltige Rohstoffversorgung gewährleisten sollen.

1. Datenlage verbessern, Potenziale nutzen:
Vero fordert ein flächendeckendes Monitoring zur Qualität und Verwertbarkeit mineralischer Abfälle. Besonders im Segment „Boden und Steine“ liege ein enormes ungenutztes Potenzial, das durch bessere Daten erschlossen werden könne.

2. Regionale Versorgung stärken:
Der Verband warnt vor langen Transportwegen, die sowohl ökonomisch als auch ökologisch unsinnig seien. Stattdessen plädiert Vero für den regionalen Einsatz von Recyclingbaustoffen. Voraussetzung dafür seien vereinfachte Genehmigungsverfahren für entsprechende Anlagen.

3. Gesetzliche Hürden abbauen:
Ein zentraler Kritikpunkt richtet sich gegen die aktuellen Rahmenbedingungen – insbesondere die Ersatzbaustoffverordnung (EBV). Vero fordert eine praxisnahe Ausgestaltung, die auch den Produktstatus mineralischer Abfälle sowie realistische Anforderungen bei Ausschreibungen umfasst.

4. Keine Quoten im Hochbau:
Der Verband lehnt starre Quoten oder eine ausschließliche Fokussierung auf mineralische Ersatzbaustoffe im Hochbau ab. Solche Regelungen könnten Stoffströme ungewollt verlagern und längere Transportwege nach sich ziehen – ohne dabei einen tatsächlichen Beitrag zur Ressourcenschonung zu leisten.

Mit diesen vier Forderungen zeigt Vero einen Weg auf, der wirtschaftliche Realität, ökologische Vernunft und politische Umsetzbarkeit in Einklang bringen soll. Eine Ressourcenstrategie, so das Fazit, müsse ideologiefrei, datenbasiert und regional gedacht werden – um auch in Zukunft die Basis für gesellschaftlichen Fortschritt zu sichern.

Quelle: Vero

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