Trotz konjunktureller Unsicherheit und anhaltender Diskussionen über Materialkosten und Investitionszurückhaltung sendet das bayerische Bauhauptgewerbe im Spätsommer 2025 ein überraschend positives Signal. Während in vielen Branchen Zurückhaltung spürbar ist, deuten neue Zahlen auf eine beachtliche Dynamik im Bauwesen hin.

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Baukonjunktur im August: Zwischen Auftragshoch und Umsatzdelle
Das bayerische Bauhauptgewerbe verzeichnet im August 2025 Auftragseingänge in Höhe von 1,98 Milliarden Euro – ein nominaler Zuwachs von 12,9 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Diese Entwicklung markiert eine deutliche Belebung, insbesondere angesichts der unsicheren konjunkturellen Rahmenbedingungen. Die Zahlen senden ein starkes Signal: Die Bauwirtschaft bleibt in Bewegung, auch wenn sich das nicht überall unmittelbar im Umsatz niederschlägt.
Denn: Trotz der starken Auftragslage liegt der baugewerbliche Umsatz mit 1,97 Milliarden Euro nur 0,3 Prozent über dem Augustwert von 2024. Diese Diskrepanz deutet darauf hin, dass viele neue Projekte noch nicht realisiert oder abgerechnet wurden. Der Umsatz bleibt damit hinter der Dynamik der Aufträge zurück.
Insbesondere im Hochbau zeigen sich Unterschiede: Der Wohnungsbau erreicht ein leichtes Plus von 0,6 Prozent, während der gewerbliche Hochbau um 5,7 Prozent und der öffentliche Hochbau sogar um 37,8 Prozent einbrechen. Nur der Bereich der Organisationen ohne Erwerbszweck meldet ein messbares Umsatzwachstum.
Die Zahlen offenbaren ein zweigeteiltes Bild: volatiler Umsatz bei stabiler Auftragslage. Ob die Auftragseingänge zu einem nachhaltigen Aufschwung führen, bleibt offen.
Tiefbau stützt den Markt – Hochbau mit gemischter Bilanz
Während der Hochbau im August 2025 ein durchwachsenes Bild abgibt, erweist sich der Tiefbau als verlässliche Stütze der bayerischen Bauwirtschaft. Besonders der gewerbliche und industrielle Tiefbau legt deutlich zu – mit einem Umsatzplus von 19,0 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat setzt dieser Bereich einen klaren Kontrapunkt zu den schwächeren Hochbauzahlen.
Auch der öffentliche Tiefbau trägt maßgeblich zur positiven Bilanz bei: Die Auftragseingänge steigen hier um 46,4 Prozent, was einem Volumen von 104,6 Millionen Euro entspricht. In Zeiten wachsender Anforderungen an die Verkehrs- und Energieinfrastruktur sorgt dieser Bereich für spürbare Investitionsimpulse. Die Zahlen zeigen, dass staatliche Bauherren derzeit eine treibende Kraft im Markt sind.
Anders im gewerblichen Hochbau: Zwar steigen dort die Auftragseingänge um 21,1 Prozent, doch beim Umsatz ist ein Rückgang von 5,7 Prozent zu verzeichnen – ein Hinweis darauf, dass viele Projekte sich noch in der Planungs- oder Ausschreibungsphase befinden. Noch deutlicher fällt der Rückgang im öffentlichen Hochbau aus, wo trotz einer Verdopplung der Aufträge (+111,3 %) die Umsätze massiv einbrechen (–37,8 %).
Das Bild ist klar: Der Tiefbau trägt derzeit die Branche, während der Hochbau mit Verzögerungen und Nachlaufeffekten zu kämpfen hat. Ob sich die jüngsten Auftragseingänge bald in realisierte Bauleistungen umwandeln lassen, bleibt eine der zentralen Fragen für die kommenden Monate.

Bis zu drei Ausbildungsplätze pro Bewerber – Bauwirtschaft in der Krise
Der Nachwuchsmangel im Baugewerbe spitzt sich zu: Während im Hochbau deutliche Rückgänge zu verzeichnen sind, punktet der Tiefbau mit leichten Zuwächsen. Trotzdem bleiben zahlreiche Ausbildungsplätze unbesetzt. Wie die Branche reagiert, zeigt der aktuelle Bericht.
Arbeitsleistung stagniert trotz Auftragsplus – wohin steuert der Bau?
Trotz steigender Auftragseingänge bleibt der Beschäftigtenstand im bayerischen Bauhauptgewerbe im August 2025 nahezu unverändert. Mit 107.571 Beschäftigten geht die Zahl der Arbeitskräfte im Vergleich zum Vorjahresmonat um lediglich 0,1 Prozent zurück – ein marginaler, aber bemerkenswerter Wert angesichts der insgesamt positiven Marktentwicklung. Die Branche wächst bei den Aufträgen, aber nicht beim Personal.
Auch bei der Arbeitsleistung zeigt sich ein rückläufiger Trend: Im August 2025 wurden rund 8,25 Millionen Arbeitsstunden geleistet – deutlich weniger als die 8,68 Millionen Stunden im Vorjahresmonat. Zu beachten ist dabei, dass im August 2025 ein Arbeitstag weniger zur Verfügung stand als im Vorjahr (20 statt 21 Tage). Dennoch deutet der Rückgang auf eine stagnierende Auslastung hin, zumal der Umsatz je geleistete Stunde leicht steigt.
Interessant: Das Entgeltvolumen fällt trotz geringerer Arbeitszeit höher aus – mit 445,5 Millionen Euro wurde mehr ausgezahlt als im Vorjahresmonat mit 440 Millionen Euro. Dies spricht für einen moderaten Anstieg der Stundenlöhneoder eine veränderte Zusammensetzung der Arbeitskräfte.
Unterm Strich zeigt sich: Die Branche verfügt über stabile Strukturen, schöpft ihr Personalpotenzial aber nicht voll aus. Wenn die zahlreichen Auftragseingänge der letzten Monate in Bauaktivität übergehen sollen, wird sich die Frage nach Fachkräften und Kapazitäten verschärfen. Die Zahlen legen nahe, dass hier mittelfristig Engpässe drohen könnten, sollte die Nachfrage anhalten.
Quelle: Statistik Bayern