Schüttflix ist ursprünglich als Versorgungsplattform für Schüttgüter an den Start gegangen. Mit einem deutschlandweiten Netzwerk an Fuhrunternehmen und Schüttgutlieferanten wollte Schüttflix die Versorgung von Baustellen mit Schüttgütern mittels App vereinfachen. Jetzt nimmt das junge Unternehmen einen neuen Markt ins Visier – die Entsorgung mineralischer Abfälle. Was in der Versorgung klappt, soll nun auch auf die Entsorgung ausgeweitet werden. Mit der Entsorgung von mineralischen Abfällen versucht Schüttflix neben der Versorgung nun auch in der Entsorgung Fuß zu fassen.
Mit Frank Kramer hat Schüttflix 2021 den ehemaligen Geschäftsführer der Gütersloher Wertstoffzentrum GmbH, einer 100%igen Tochtergesellschaft der Thomas Hagedorn Holding GmbH, an Bord geholt. Kurz darauf wurde bekannt, dass das Startup auch im Bereich Entsorgung mineralischer Abfälle tätig werden möchte. Die Thomas Hagedorn Holding GmbH ist unter anderem auch als Gesellschafterin bei der Schüttflix GmbH beteiligt. Mit Frank Kramer kommt somit einer aus den eigenen Reihen des Hauses HAGEDORN. Ob Kramer die Entsorgung im gewünschten Ausmaß digitalisieren kann, ist noch unklar. Unklar ist bislang auch das Konzept und der Mehrwert, der sich daraus ergeben soll.
Wie das Konzept genau aussieht, ist noch nicht bekannt. Ob die Abwicklung genau wie bei den Schüttgütern ablaufen soll oder ob dem Kunden lediglich Informationen geeigneter Entsorgungsstellen bekannt gemacht werden, ist noch unklar. Angekündigt hat Schüttflix, man wolle mehr Vergleichbarkeit und Transparenz in die Entsorgung bringen. Damit würde für viele Unternehmen ein lang ersehnter Wunsch in Erfüllung gehen. Ob das jedoch von allen Marktteilnehmern gewünscht ist und Schüttflix damit Fuß fassen kann, wird sich zeigen.
Besonders spannend und eine große Herausforderung für Schüttflix wird die Abbildung der komplizierten Abläufe in der App unter Einhaltung der strengen Vorschriften. Dabei sind Hürden zu überwinden, die Schüttflix aus der Versorgung nicht oder nur in geringem Maße kennt. In der Versorgung mit Schüttgütern gibt es beispielsweise standardisierte Produkte, die beim Hersteller mittels dauerhaft vorhandener Maschinen einfach beladen und mit dem Transporteur unkompliziert geliefert werden können. In der Entsorgung muss das zu entsorgende Material dagegen zunächst analysiert werden. In Einzelfällen muss das Umweltamt oder das Amt für Abfallwirtschaft beteiligt werden. Außerdem muss eine Verlademöglichkeit vor Ort sein. Auch der Dokumentationsaufwand ist im Vergleich zur Versorgung um ein Vielfaches größer. Zudem sind viele Entsorgungsstellen öffentlich. Dass Behörden sich auf die Nutzung der Schüttflix App, einem Marktteilnehmer, einlassen, ist eher unwahrscheinlich bis ausgeschlossen.
Von den wenigen nicht-öffentlichen Entsorgungsstellen sind kaum welche auf einen zusätzlichen Vertriebskanal angewiesen. Vielmehr trifft man als Kunde häufig auf eine ablehnende Haltung. Wer mineralische Abfälle entsorgen möchte, hat oft keine Auswahl an Möglichkeiten, entsprechend stark ist das Monopol der vorhandenen Entsorgungsstellen. Wie Schüttflix die Transparenz erhöhen möchte, wenn ohnehin nur eine Handvoll Entsorgungswege zur Verfügung stehen, bleibt vorerst offen.
Auch wenn die Geschäftsfelder Ver- und Entsorgung auf den ersten Blick ähnlich sind, gibt es in Sachen Komplexität deutliche Unterschiede. Die Branche braucht definitiv mehr Digitalisierung, welchen Teil Schüttflix letztlich dazu beitragen wird, bleibt abzuwarten.