Das Logistikunternehmen Schüttflix ist 2020 mit großen Zielen an den Markt gekommen. Das Startup aus Gütersloh wollte die Logistik von Schüttgütern auf Baustellen managen. Bundesweit sollten binnen kurzer Zeit sämtliche Schüttgüter über die eigens entwickelte Plattform abgewickelt werden. Für Schüttflix ein offenbar idealer Markt und perfekter Zeitpunkt, um mit Digitalisierung für mehr Effizienz zu sorgen und Marktanteile zu sichern. Denn unbestritten ist, dass der Markt riesig ist und oft noch sehr analog und umständlich läuft. Auch Investoren fanden das Geschäftsmodell gut. Neben Gründer Christian Hülsewig und Thomas Hagedorn sind innerhalb von 2 Jahren Sophia Thomalla, STRABAG, SPEEDINVEST, HV CAPITAL und MOLTEN VENTURES bei Schüttflix eingestiegen. Die beiden letzten Kapitalgeber sind bekannt für die Finanzierung von Wachstum. Das ist kein Zufall, denn auch das Jungunternehmen setzt mit allen Mitteln auf Wachstum. Laut eigenen Angaben hat das Unternehmen 2021 knapp 50 Millionen Umsatz mit mehr als 200.000 Transporten und einer bewegten Masse von über 4,3 Millionen Material erwirtschaftet. (Quelle: https://schuettflix.com/de/de/ueber-uns/ ) Für ein derart junges Unternehmen wie Schüttflix klingt das nach einer wahren Erfolgsgeschichte. Eine kurze Recherche bringt jedoch ein etwas anderes Bild zum Vorschein.
Fake it, until you make it
An Schüttflix ist neben dem österreichischen Straßenbauunternehmen Strabag auch der Bauunternehmer Thomas Hagedorn über die durch ihn geführte Thomas Hagedorn Holding GmbH beteiligt. Neben Schüttflix ist die Thomas Hagedorn Holding GmbH auch zu 100% an der Hagedorn Bau GmbH beteiligt, ein Unternehmen der Hagedorn Unternehmensgruppe. Die Hagedorn Unternehmensgruppe ist ein Big Player im Bereich Abbruch, Entsorgung sowie im Straßen- und Tiefbau. Von allen Gewerken am Bau werden im Straßenbau die größten Mengen an Schüttgütern bewegt. Beim Bau von Straßen werden oft riesige Erdmassen bewegt, um im Nachgang auf einem tiefen Schotterbett die Fahrbahn herzustellen. Neben Hagedorn kommt mit Strabag das deutschlandweit zweitgrößte Bauunternehmen auf die Gesellschafterliste von Schüttflix. Strabag ist zwar gemessen am Umsatz hinter Hochtief nur die Nummer 2, dürfte aber im Straßenbau die Nase vorne haben. Die App wurde nach Angaben vom technischen Direktionsleiter für NRW, Thomas Nyhsen (Strabag), erstmals 2020 im Rahmen eines Pilotprojekts von Strabag genutzt. Bereits in den ersten 4 Monaten von 2021 hat Strabag über 4.000 Transporte über Schüttflix abgewickelt. Bis Ende 2021 sollten es über 20.000 Transporte werden, so Thomas Nyhsen. (Quelle: Baunetzwerk.biz) Auf der Webseite posiert Schüttflix mit über 200.000 abgewickelten Transporten, in welchem Zeitraum wird nicht genannt. Und welchen Anteil daran die Gesellschafter Strabag und Hagedorn ausmachen, bleibt ebenfalls unbekannt. Es wäre durchaus denkbar, dass sich Strabag und Hagedorn dazu verpflichtet haben, Bestellungen über Schüttflix abzuwickeln und damit der Bärenanteil des Wachstums von verbundenen Unternehmen kommt.
Ein ehemaliger Mitarbeiter von Schüttflix hat gegenüber Erdbau News mitgeteilt, dass Aufträge subventioniert würden. Mit anderen Worten, Schüttflix kaufe sich die Aufträge, indem man dem Kunden einen Preis unter dem eigenen Einkaufspreis anbietet. Dies führt natürlich zu Verlusten im operativen Geschäft. Und tatsächlich steigt bei Schüttflix neben dem Umsatz prozentual auch der Verlust. Ein Blick in die Bilanz zeigt neben Personalkosten, Miete weitere Ausgaben, die nicht näher spezifiziert werden. Darunter könnten auch diese spezielle Art von Werbekosten fallen. Ob dies wirklich der Fall ist, konnte die Redaktion nicht überprüfen. Bleibt abzuwarten, ob und wann Schüttflix in die schwarzen Zahlen kommt.