Nach dem Tod von Klemens Haselsteiner: Wie es für Strabag weitergeht

Der plötzliche Tod von Klemens Haselsteiner hat Strabag tief getroffen und lässt eine entscheidende Frage offen: Wer wird seine Nachfolge antreten? Während der Baukonzern den Übergang organisiert, bleibt unklar, ob der eingeschlagene Kurs Richtung Nachhaltigkeit und Innovation bestehen bleibt.

Der plötzliche Tod von Klemens Haselsteiner hat die Strabag tief erschüttert. Der 44-jährige CEO hatte klare Visionen für die Zukunft des Baukonzerns – Nachhaltigkeit, Innovation und Wachstum. Doch nun steht das Unternehmen vor einer entscheidenden Phase: Wer übernimmt die Führung? Bleibt der eingeschlagene Kurs bestehen? Und welche Herausforderungen warten auf einen der größten Baukonzerne Europas? Die kommenden Monate werden zeigen, ob Strabag Haselsteiners Vermächtnis fortsetzen kann – oder ob ein Kurswechsel bevorsteht.

Ein Visionär mit klarer Strategie

Klemens Haselsteiner war mehr als nur der CEO von Strabag – er war ein Gestalter, der den Baukonzern in eine nachhaltige Zukunft führen wollte. Schon früh hatte er erkannt, dass die Baubranche nicht nur einer der größten CO₂-Emittenten ist, sondern auch ein enormes Potenzial für umweltfreundliche Innovationen bietet. Unter seiner Führung setzte Strabag verstärkt auf klimaneutrale Bauweisen, digitale Prozesse und neue Technologien.

Ein Beispiel dafür war der „Innovation Day“, den Haselsteiner Anfang November 2023 in der Deutschlandzentrale in Köln ausrichtete. Dort präsentierten über 1000 Mitarbeiter neue Entwicklungen, die das Bauen effizienter, nachhaltiger und kostengünstiger machen sollten – von mit Leuchtdioden ausgestatteten Zebrastreifen bis hin zu KI-gesteuerten Holz- und Betonmodulen für schnellere Bauprozesse. Haselsteiner wollte Strabag nicht nur modernisieren, sondern auch als Vorreiter für klimafreundliches Bauen etablieren.

Seine Vision war klar: Bis 2040 sollte Strabag entlang der gesamten Wertschöpfungskette klimaneutral werden. Er sah es als Pflicht der Bauindustrie, Teil der Lösung zu sein, statt nur Verursacher des Problems. Seine Überzeugung formulierte er unmissverständlich: „Wir sitzen an einem der längsten Hebel für eine bessere Zukunft.“

Doch Haselsteiner stand nicht nur für große Worte – er ließ seinen Ankündigungen konkrete Taten folgen.

Plötzlicher Tod mit nur 44 Jahren

Es war eine Nachricht, die Strabag und die gesamte Bauindustrie tief erschütterte: Am 17. Januar verstarb Klemens Haselsteiner völlig unerwartet im Alter von nur 44 Jahren. Die Ursache war eine Aneurysma-Blutung, ein plötzlich geplatztes Blutgefäß. Er hinterlässt nicht nur seine Frau und drei Kinder, sondern auch ein Unternehmen, das er mit klarer Vision und Entschlossenheit geführt hatte.

Der Schock sitzt tief – nicht nur in der Firmenzentrale in Wien. Wer mit Mitarbeitenden spricht, merkt schnell, wie sehr Haselsteiner geschätzt wurde. Eine Managerin aus dem Konzern bringt es auf den Punkt: „Ich kann nicht glauben, dass er nicht mehr durch diese Räume gehen wird.“ Besonders schmerzlich sei der Verlust, weil Haselsteiner einen freundlichen und kollegialen Führungsstil pflegte.

Doch trotz der Trauer drängt sich unweigerlich eine Frage auf: Wie geht es nun weiter mit der Strabag? Als einer der größten Baukonzerne Europas – und der umsatzstärkste in Deutschland – braucht das Unternehmen eine stabile Führung. Die ersten Weichenstellungen wurden bereits getroffen.

Die Zukunft des Baukonzerns – wer übernimmt die Führung?

Strabag steht vor einer entscheidenden Frage: Wer wird Klemens Haselsteiners Nachfolge antreten? Die Aufsichtsratsvorsitzende Kerstin Gelbmann versicherte schnell, dass das Vorstandsteam Haselsteiners Aufgaben nahtlos übernehmen werde, um die Stabilität des Unternehmens zu gewährleisten. Doch hinter den Kulissen ist klar: Diese Übergangslösung wird wohl einige Zeit Bestand haben, denn die Suche nach einer langfristigen Führung dürfte monatelang dauern.

Dass erneut ein Mitglied der Familie Haselsteiner an die Spitze rückt, ist eher unwahrscheinlich. Zwar hält die Familie mit 30,7 Prozent einen bedeutenden Anteil an Strabag, doch unter den vier Söhnen von Hans Peter Haselsteiner – dem langjährigen Lenker des Konzerns – hatte nur Klemens ein echtes Interesse an der Unternehmensführung gezeigt. Die größten Anteilseigner, darunter die Raiffeisen-Bank und die Uniqa Insurance Group mit insgesamt 31,9 Prozent, werden daher genau abwägen, welche Art von Führungspersönlichkeit das Unternehmen in die Zukunft führen soll.

Eine familienfremde Lösung wäre nicht neu: Bereits von 2013 bis 2023 stand mit Thomas Birtel ein externer Manager an der Spitze von Strabag. Entscheidend wird sein, dass die neue Führungspersönlichkeit den eingeschlagenen Kurs weiterverfolgt. Der Aufsichtsrat betonte bereits, dass die gemeinsam mit Klemens Haselsteiner entwickelte „Strategie 2030“ weiterhin Priorität habe – ein klares Signal an potenzielle Nachfolger. Doch bleibt abzuwarten, ob die Strategie unter einer neuen Führungspersönlichkeit tatsächlich unverändert bleibt.

Die nächsten Monate werden zeigen, wer das Erbe Haselsteiners antritt – und ob der Baukonzern seinen ambitionierten Weg fortsetzen kann.

bauschuttrecycling-zentren-kreislaufwirtschaft

Kreislaufwirtschaft im Bau: Strabag setzt auf neue Bauschuttrecycling-Zentren

Strabag treibt die Kreislaufwirtschaft voran und plant mehrere Bauschuttrecycling-Zentren in Europa. Mit dem C3 in Bremen, einem technologisch fortschrittlichen Zentrum, setzt Strabag Maßstäbe für nachhaltiges Bauen und geschlossene Materialkreisläufe. Bundesbauministerin Klara Geywitz betont die Notwendigkeit von Recyclingbaustoffen und fordert mehr rechtliche Rahmenbedingungen und Akzeptanz.

weiterlesen ⟶

Haselsteiners Vermächtnis und die langfristige Strategie

Klemens Haselsteiner hinterlässt Strabag nicht nur als einen der größten Baukonzerne Europas, sondern auch als ein Unternehmen mit einer klaren Zukunftsstrategie. Sein Fokus auf Klimaneutralität, Innovation und nachhaltiges Wachstum sollte Strabag bis 2040 vollständig klimaneutral machen – eine Vision, die nun ohne ihn weitergeführt werden muss.

Noch im Dezember 2024 betonte Haselsteiner in einem Interview mit der WirtschaftsWoche, dass die Bauindustrie nur dann langfristig erfolgreich sein könne, wenn sie sich der Energiewende und Klimawirtschaft anpasse. Er sah Nachhaltigkeit nicht als Hindernis, sondern als Wachstumschance. „Für mich gehen die Ziele, profitabel zu wirtschaften, sich resilient und innovativ aufzustellen, Hand in Hand mit einer nachhaltigen Wirtschaftsweise“, sagte er damals.

Die aktuellen Zahlen sprechen für sich: Strabag ist wirtschaftlich stark aufgestellt und dürfte 2025 erstmals die Marke von 20 Milliarden Euro Umsatz überschreiten. Das zeigt, dass sich der Konzern in einem stabilen Fahrwasser befindet – doch der langfristige Erfolg hängt davon ab, ob die neue Führung die Weichen richtig stellt.

Eine strategische Kehrtwende ist kaum zu erwarten, denn die wichtigsten Aktionäre stehen hinter der mit Haselsteiner erarbeiteten „Strategie 2030“. Doch ob der neue CEO die gleiche Überzeugung und Entschlossenheit mitbringt, wird sich erst noch zeigen müssen.

Fest steht: Haselsteiners Erbe wird Strabag noch lange prägen. Die kommenden Jahre werden zeigen, ob der Konzern seine ambitionierten Ziele erreicht – oder ob sich unter neuer Führung doch ein Kurswechsel andeutet.

Facebook
Twitter
LinkedIn

Ähnliche Neuigkeiten

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert