Die Landkreise stehen vor einer neuen Herausforderung: Seit dem 1. Januar dürfen unbelastete Böden, die auf Baustellen ausgehoben werden, nicht mehr auf Deponien gelagert werden. Stattdessen muss dieser Erdaushub wiederverwertet werden, was die Deponien in eine prekäre Lage versetzt. Die neuen Verordnungen zeigen bereits erste Auswirkungen: Geplante Deponieerweiterungen werden gestoppt, und Landkreise suchen nach neuen Wegen, um den Bodenaushub effizient zu verwerten.
Vorrang der Verwertung gegenüber der Deponierung
Seit Jahresbeginn darf unbelasteter Bodenaushub nur noch dann auf einer Deponie abgelagert werden, wenn die Verwertung „technisch nicht möglich oder wirtschaftlich unzumutbar ist“, wie es in einem Rundschreiben des Landkreistags an seine Mitglieder zur neuen Verordnung heißt. Diese Regelung betrifft hauptsächlich kleine Mengen aus Privathaushalten, die für die Verwertung nicht relevant sind und weiterhin deponiert werden dürfen. Trotz dieser Ausnahmen bleibt der Bedarf an Deponiekapazitäten bestehen. Laut Landkreistags-Dezernentin Luisa Pauge wird die Verordnung erst vollständig und effektiv umgesetzt sein, wenn die Maßnahmen der Kreise greifen. Sie äußerte Bedenken über das faktische Deponierungsverbot, da es in der Praxis zu erheblichen Herausforderungen führen könnte.
Pläne für Umschlagplatz im Landkreis Karlsruhe
Im Landkreis Karlsruhe wird der größte Teil des unbelasteten Bodenaushubs bereits wiederverwertet. Nur etwa 15 bis 20 Prozent werden auf sechs gemeindeeigenen Deponien entsorgt. Zusätzlich betreibt der Kreis eine eigene Deponie, um Bodenaushub aus Karlsbad, Waldbronn und Ettlingen zu entsorgen. Bis 2026 können dort noch rund 55.000 Kubikmeter im weiter betriebenen Abschnitt der Deponie untergebracht werden. Auf den beiden anderen Abschnitten wurde die maximale Höhe erreicht, weshalb die geplante Erweiterung zurückgenommen wurde. Die Kreisverwaltung prüft nun, ob am Standort der heutigen Deponie ein Umschlagplatz für Bodenaushub und ein wirtschaftliches Angebot zur Verwertung geschaffen werden kann. Ziel ist es, eine Möglichkeit zur Abgabe von verwertbarem, unbelastetem Bodenaushub zu bieten.
Deponien in Deutschland: In 10 Jahren ist jede zweite Deponie voll
In Deutschland zeichnet sich eine kritische Engpasssituation ab: Bis zu 50% der Deponien könnten in nur zehn Jahren ihre maximale Kapazität erreichen. Diese Entwicklung fordert dringend innovative Lösungen in der Abfallwirtschaft, um den Anforderungen einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft gerecht zu werden.
Bodentauschbörse im Ostalbkreis
Im Ostalbkreis reagieren die Verantwortlichen auf die neue Verordnung mit einer innovativen Lösung. Gemeinsam mit den Bauinnungen wird eine Bodentauschbörse eingerichtet. Ziel dieser Börse ist es, die Verwertung von Bodenaushub gezielt zu organisieren und so den Bedarf an Deponiekapazitäten zu reduzieren. Eine Sprecherin des Ostalbkreises erklärte, dass die Schließung von Deponien derzeit nicht geplant sei, da diese hauptsächlich für Bauschutt genutzt würden. Ähnliche Überlegungen gibt es auch im Landkreis Calw, wo ebenfalls keine neuen Deponieerweiterungen vorgesehen sind, wie die Pressestelle mitteilte.
Kaum noch neue Deponien
Aufgrund der neuen Deponieverordnung werden in vielen Landkreisen kaum noch neue Deponien geplant. Im Kreis Freudenstadt wird erwartet, dass die bestehenden Deponien aufgrund der geringeren Ablagerung von Bodenaushub eine längere Laufzeit haben werden. Ein Sprecher des Kreises betonte, dass neue Deponien in der Regel nicht mehr wirtschaftlich betrieben werden könnten. Diese Einschätzung teilt auch der Landkreis Calw, wo trotz des fehlenden Erweiterungsbedarfs die bestehenden Deponiekapazitäten langfristig ausreichen sollen. Die veränderten gesetzlichen Rahmenbedingungen führen dazu, dass der Betrieb von neuen Deponien finanziell und organisatorisch unattraktiv geworden ist.
Abfallende für MEB: Verbände befürchten drohende Deponieflut
Die geplanten Regelungen des Bundesumweltministeriums zum Abfallende mineralischer Ersatzbaustoffe (MEB) stoßen auf heftige Kritik der Verbände. Eine Umfrage zeigt, dass die Einschränkung des Produktstatus zu gravierenden Marktveränderungen und einer massiven Verlagerung auf Deponien führen könnte. Insbesondere die Beschränkung auf nur wenige MEB bereitet Sorgen.
Schließung der Deponie in Jagsthausen
Die Deponie in Jagsthausen im Landkreis Heilbronn wird zum 30. Juni dieses Jahres geschlossen. Diese Entscheidung wurde getroffen, da die Deponie nahezu vollständig mit Bodenaushub befüllt ist. Obwohl ein nicht ausgebauter Abschnitt zur Verfügung stünde, wird darauf verzichtet. Das Regierungspräsidium hat bereits signalisiert, aufgrund der neuen Verordnung keine Genehmigung für einen Ausbau zu erteilen. Zudem wären die finanziellen Kosten für den Betrieb, die Stilllegung und die Nachsorge des erweiterten Abschnitts unverhältnismäßig hoch, besonders angesichts des reduzierten Umfangs an Bodenaushub. Diese hohen Kosten müssten über Gebühren finanziert werden, was den wirtschaftlichen Betrieb der Deponie weiter erschweren würde.
Nutzung unbelasteter Erde für Kiesabbaustätten
Im Kreis Biberach wird eine alternative Lösung für die Wiederverwertung von unbelastetem Bodenaushub verfolgt. Hier gibt es rund 60 kleinere und 30 größere Kiesabbaustätten, die mit diesem Erdaushub verfüllt werden. Diese Praxis wird als Verwertung und nicht als Deponierung betrachtet. Die Pressestelle des Kreises Biberach betonte, dass aufgrund der hohen Anzahl an Abbaustätten und der starken Nachfrage nach Kies und Sand weiterhin ein großer Bedarf für unbelasteten Erdaushub bestehen wird. Diese Verwertungsstrategie ermöglicht es, den Bodenaushub sinnvoll zu nutzen und gleichzeitig den Bedarf an Deponiekapazitäten zu verringern.
Bretten entwickelt innovatives Deponiekonzept für Erdaushub
Bretten entwickelt ein nachhaltiges Deponiekonzept für Erdaushub, um Umweltschutz zu fördern und neuen Vorschriften gerecht zu werden.
Anhaltender Bedarf im Kreis Breisgau-Hochschwarzwald
Trotz der neuen Verordnungen sieht der Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald weiterhin einen dauerhaften Bedarf an Deponiekapazitäten für die Beseitigung von Bodenaushub. Die Abfallwirtschaft des Landkreises geht davon aus, dass weniger Aushub anfällt, dennoch bleibt der Bedarf konstant. Daher sind keine Schließungen von Deponien geplant, und bereits begonnene Genehmigungsverfahren für neue Deponieabschnitte werden nicht zurückgenommen. Die Verantwortlichen im Kreis Breisgau-Hochschwarzwald sind bemüht, den gesetzlichen Anforderungen gerecht zu werden, während sie gleichzeitig sicherstellen, dass ausreichend Kapazitäten für die Lagerung von Bodenaushub bestehen bleiben.
Hoher Aushub im Kreis Ludwigsburg
Der Kreis Ludwigsburg verzeichnet eine besonders hohe Menge an Bodenaushub. Nach Angaben des Statistischen Landesamts fielen im Jahr 2022 in Baden-Württemberg insgesamt 27,4 Millionen Tonnen an unbelastetem Boden und Steinen an, was einem Viertel des bundesweiten Aufkommens entspricht. Allein im Kreis Ludwigsburg wurden zwei Millionen Tonnen Aushub entsorgt. Der Transport dieser großen Mengen erforderte über eine Million Lkw-Fahrten mit jeweils 26 Tonnen Ladung. Trotz der Bemühungen um Wiederverwertung landeten immer noch 5,8 Millionen Tonnen auf den Deponien, die nicht verwertet werden konnten. Ein Großteil davon wurde in Kies- und Sandgruben deponiert, was die Deponiekapazitäten erheblich belastete.