Erdaushub-Engpass: Deutsche Familienunternehmen im Dilemma

Erdaushub-Engpass legt bürokratische Hürden für deutsche Familienunternehmen offen: Ein Kampf gegen Regulierungswellen.

In Deutschland stehen Familienunternehmen vor einer bürokratischen Hürde, die ihre Expansionspläne erheblich bremst: Die Beschränkung von Erdaushub auf lediglich zwei Termine jährlich durch das Landratsamt. Diese Regelung ist symptomatisch für die wachsende Flut an Vorschriften und Gesetzen, die aus Berlin und Brüssel kommen und Unternehmen in ihren Abläufen behindern. Vom Entgelttransparenzgesetz bis hin zur Pflicht zur Einhaltung von Umweltstandards in der Lieferkette – die Liste der bürokratischen Anforderungen ist lang und kostspielig. Rainer Kirchdörfer, Vorstand der Stiftung Familienunternehmen und Politik, beleuchtet die Herausforderungen, mit denen sich Unternehmer in Deutschland konfrontiert sehen. Er skizziert ein Bild von Unternehmen, die unter der Last neuer Regulierungen ächzen, während sie gleichzeitig mit einem Mangel an öffentlichem Personal zu kämpfen haben. Diese Konstellation führt nicht nur zu Verzögerungen bei wichtigen Projekten, sondern zwingt Unternehmen auch, wertvolle Ressourcen für die Bewältigung administrativer Pflichten einzusetzen, die sie lieber in Innovationen investieren würden.

Erdaushub: Wie neue Gesetze Unternehmen ausbremsen

In der deutschen Wirtschaftslandschaft stehen Familienunternehmen regelmäßig vor einer enormen bürokratischen Hürde. Ein anschauliches Beispiel ist die Mitteilung eines Landratsamtes an ein Unternehmen, welches plant, seinen Betrieb zu erweitern. Die Behörde legt fest, dass der notwendige Erdaushub lediglich an zwei spezifischen Terminen im Jahr durchgeführt werden darf. Eine solche Einschränkung führt unweigerlich zu weiteren Verzögerungen bei der Realisierung des Vorhabens. Dieser Fall ist bezeichnend für die alltäglichen Herausforderungen, mit denen sich Familienunternehmen in Deutschland konfrontiert sehen.

Die Schwierigkeiten beschränken sich nicht allein auf den Erdaushub. Familienunternehmen müssen sich durch einen Dschungel aus ständig neuen Gesetzen und Vorschriften kämpfen, die von Berlin und Brüssel erlassen werden. Diese Regelungen reichen von der Entgelttransparenz bis hin zum Schutz für Hinweisgeber in Unternehmen. Gleichzeitig fehlt es im öffentlichen Dienst an Personal, was die Situation weiter verschärft. Die Unternehmen sehen sich einer paradoxen Situation gegenüber: Während einerseits Mitarbeiter im öffentlichen Sektor fehlen, werden andererseits immer mehr bürokratische Auflagen und Pflichten von den Unternehmen gefordert. Diese Situation stellt eine erhebliche Belastung dar und hat weitreichende Auswirkungen auf die Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft der betroffenen Unternehmen.

Der Einfluss des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes

Das deutsche Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz, das seit 2023 in Kraft ist, stellt ein prägnantes Beispiel für die zunehmende Regulierungsdichte dar, mit der sich Unternehmen auseinandersetzen müssen. Dieses Gesetz verpflichtet Unternehmen dazu, ihre Lieferanten daraufhin zu überprüfen, ob sie Menschenrechte beachten und Umweltstandards einhalten. An der Umsetzung dieses Gesetzes lässt sich die Absurdität der bürokratischen Anforderungen exemplifizieren: Ein argentinisches Tochterunternehmen eines deutschen Konzerns sah sich gezwungen, seinen Putztrupp zu entlassen, weil die beauftragte Reinigungsfirma die geforderten deutschen Standards nicht erfüllen konnte.

Die Implementierung des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes zieht einen immensen bürokratischen Aufwand nach sich. So musste ein Familienunternehmen, das weltweit über 20.000 Lieferanten hat, allein für die Einführung dieses Gesetzes zehn Mitarbeiter abstellen. Die Anlaufkosten beliefen sich auf zwei Millionen Euro – eine gewaltige Summe, die aus Sicht des Unternehmers besser in Innovationen hätte investiert werden können. Diese Situation verdeutlicht, wie Gesetze, die eigentlich zum Schutz von Menschenrechten und Umwelt konzipiert wurden, in der Praxis zu einer erheblichen Belastung für Unternehmen werden können, ohne dass damit zwangsläufig die intendierten Ziele erreicht werden.

Die ironische Konsequenz ist, dass solche Regelungen nicht nur zu einem enormen bürokratischen Mehraufwand führen, sondern auch die Flexibilität und Innovationsfähigkeit der Unternehmen einschränken. Während die politische Intention hinter solchen Gesetzen in der Förderung nachhaltiger und gerechter Wirtschaftspraktiken liegt, führt die Art ihrer Umsetzung in der Praxis oft zu einer Verzerrung des ursprünglichen Ziels.

Der Bürokratie-Tsunami und politische Gegenmaßnahmen

Deutschland kämpft gegen einen Bürokratie-Tsunami, der die Dynamik von Unternehmen lähmt und Innovationen behindert. Als Antwort darauf initiierte Bundeskanzler Olaf Scholz den „Pakt für Deutschland“, mit dem Ziel, die nationale Wirtschaft effizienter zu gestalten. Dieser Pakt soll bürokratische Prozesse vereinfachen und Deutschland als Standort attraktiver machen.

Trotz dieser Initiative bleiben die erhofften Erleichterungen weitgehend aus. Die Realität für viele Unternehmen ist, dass sie zusätzliches Personal einstellen müssen, um die Flut an Vorschriften zu bewältigen. Dies verdeutlicht die Kluft zwischen politischen Versprechungen und der tatsächlichen Situation. Die Bemühungen um eine Verschlankung der Bürokratie müssen über politische Ankündigungen hinausgehen und in konkrete, wirksame Maßnahmen münden, die den Unternehmen spürbar zugutekommen.

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