In einer Zeit wachsender politischer Herausforderungen sieht sich das deutsche Handwerk mit einer Reihe von Schwierigkeiten konfrontiert, die seine Wettbewerbsfähigkeit bedrohen. Holger Schwannecke, Generalsekretär des Zentralverbands des Deutschen Handwerks, und Franz Xaver Peteranderl, Präsident des Bayerischen Handwerkstags, äußern sich besorgt über die zunehmenden staatlichen Eingriffe und die mangelnde Unterstützung durch die Politik. Ihre Kritik fokussiert sich insbesondere auf das stockende Wachstumschancengesetz und die Vernachlässigung des Wohnungsbaus, zwei zentrale Themen, die dringend einer Lösung bedürfen, um die Zukunftsfähigkeit des Handwerks zu sichern.
Unzufriedenheit im Handwerk: Eine Reaktion auf politische Entscheidungen
Das deutsche Handwerk befindet sich in einem Zustand wachsender Unzufriedenheit, angetrieben durch eine zunehmend als belastend empfundene Politik. Holger Schwannecke, Generalsekretär des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH), brachte diese Stimmung auf den Punkt. Bei einem Pressegespräch in München warnte er vor der akuten Gefährdung der Wettbewerbsfähigkeit, die durch eine Flut an Vorgaben und Rahmenbedingungen seitens der Politik entsteht. Diese, so Schwannecke, beladen die Betriebe mit immer schwereren Lasten, ohne dabei notwendige Entlastungen zu bieten.
Die Vertreter des Handwerks fühlen sich in einem Strudel aus staatlichen Eingriffen und einer Überforderung durch regulatorische Anforderungen gefangen. Schwannecke kritisiert die tiefgreifende staatliche Intervention in betriebliche Prozesse, die nicht nur den Alltag erschwert, sondern auch zu einem spürbaren Verdruss führt. Die Forderung nach mehr Zuverlässigkeit und Planbarkeit seitens der Politik wird laut, um den Betrieben eine Perspektive zu bieten.
Franz Xaver Peteranderl, Präsident des Bayerischen Handwerkstags, schließt sich dieser Kritik an. Er beobachtet eine stetige Verschlechterung der Stimmung im Handwerk und mahnt die Politik, ihre Aufmerksamkeit verstärkt auf die Bedürfnisse der Wirtschaft zu richten. Die Zeit für Handlungen sei gekommen – ein Appell, der die Dringlichkeit der Situation unterstreicht.
Das Dilemma um das Wachstumschancengesetz
Das Wachstumschancengesetz, ein Vorhaben, das erhebliche Erleichterungen für die Wirtschaft verspricht, steht im Zentrum einer hitzigen Debatte, die das Handwerk besonders frustriert. Die Blockade dieses Gesetzes, bedingt durch politische Unstimmigkeiten zwischen der Ampelkoalition und der Union, veranschaulicht die Tücken der parteipolitischen Auseinandersetzung. Holger Schwannecke und Franz Xaver Peteranderl lassen keinen Zweifel an ihrem Unmut über das politische Patt, das essenzielle Förderungen für die Wirtschaft bremst.
Insbesondere die Forderung der CDU/CSU, die Abschaffung der Agrardiesel-Subvention rückgängig zu machen, steht als Symbol für die politischen Hürden, die pragmatische Lösungen im Wege stehen. Schwannecke betont die Dringlichkeit der Situation mit klaren Worten: „Wir haben keine Zeit für taktische Spielchen in der Politik.“ Diese Aussage spiegelt den breiten Konsens im Handwerk wider, dass die Zeit für langwierige politische Manöver angesichts der wirtschaftlichen Herausforderungen nicht gegeben ist.
Die Reduktion des ursprünglich geplanten Gesetzesvolumens von sieben auf 3,5 Milliarden Euro wirft weiter Fragen auf, insbesondere wenn gleichzeitig beträchtliche Summen für einzelne Großprojekte, wie eine Chipfabrik, bereitgestellt werden. Peteranderl kritisiert diese scheinbare Ungleichbehandlung und hebt hervor, wie das Handwerk Jahr für Jahr um finanzielle Unterstützung ringen muss, um essentielle Bildungs- und Ausbildungsstätten zu erhalten.
Der Wohnungsbau in der Krise: Alarmzeichen für das Handwerk
Der Wohnungsbau, traditionell ein Motor der deutschen Wirtschaft und eng verbunden mit dem Handwerk, steht vor besorgniserregenden Herausforderungen. Franz Xaver Peteranderl artikuliert tiefe Besorgnis über die aktuellen Entwicklungen in dieser Branche. „Der Bau ist unser größtes Sorgenkind, vor allem der Wohnungsbau“, betont Peteranderl und verweist damit auf eine Krise, die weit über sein eigenes Gewerk hinausreicht. Die Bedeutung des Baus für das Handwerk kann kaum überschätzt werden, da er zahlreiche Gewerke von den Ausbaugewerken über Baumaschinenverleiher bis hin zur Baustoffindustrie miteinander verknüpft.
Die Kritik richtet sich insbesondere gegen die Bundesregierung und ihre zögerliche Umsetzung versprochener Unterstützungsmaßnahmen, wie das 14-Punkte-Programm zur Förderung der Bauwirtschaft. Diese Verzögerungen wirken sich direkt auf die Betriebe aus, die im Wohnungsbau tätig sind, und verstärken die Unsicherheit in einem ohnehin schon angespannten Markt.
Zusätzlich zu den ausbleibenden Fördermaßnahmen beklagen Schwannecke und Peteranderl eine Überfrachtung mit bürokratischen Auflagen. Die Forderung nach einer Reduzierung der Dokumentationspflichten ist ein wiederkehrendes Thema, das die Belastung der Betriebe durch administrative Anforderungen unterstreicht. Schwannecke spricht sich explizit für „weniger dokumentieren, weniger berichten, weniger nachweisen“ aus und kritisiert die vorherrschende „Misstrauenskultur“ gegenüber Unternehmern. Dieser Ruf nach Vereinfachung und Vertrauen zeugt von dem Wunsch nach einem bürokratischen Abbau, der es den Betrieben ermöglicht, sich auf ihr Kerngeschäft zu konzentrieren.
Zukunft Handwerk: Ein Kongress mit Weitblick
Inmitten der Herausforderungen, die das Handwerk aktuell zu bewältigen hat, steht der Kongress „Zukunft Handwerk“ als ein leuchtendes Beispiel für proaktive Lösungssuche und Innovation. Organisiert von der GHM Gesellschaft für Handwerksmessen, bietet dieser Kongress in München eine einzigartige Plattform für den Austausch zwischen Handwerkern, Branchenexperten und Entscheidungsträgern. Dieter Dohr, Vorsitzender der Geschäftsführung der GHM, betont die Zielsetzung des Kongresses, Handwerkern nicht nur Möglichkeiten zur Effizienzsteigerung ihrer Betriebe aufzuzeigen, sondern auch zukunftsweisende Trends und Herausforderungen der Branche zu diskutieren.
Die Veranstaltung zeichnet sich durch ein vielfältiges Programm aus Vorträgen und Workshops aus, die speziell darauf ausgerichtet sind, auf die Bedürfnisse und Fragen von Handwerkern einzugehen. Themen reichen von technologischen Innovationen über betriebswirtschaftliche Optimierungsstrategien bis hin zu Nachhaltigkeit und Ausbildung. Der Kongress „Zukunft Handwerk“ versteht sich als eine Antwort auf die drängenden Fragen der Zeit und als Wegweiser für eine Branche, die sich in einem ständigen Wandel befindet.
Neben der Wissensvermittlung steht vor allem die Vernetzung im Fokus des Kongresses. Handwerker erhalten die Gelegenheit, sich untereinander sowie mit Experten und Lieferanten auszutauschen, was neue Perspektiven eröffnet und die Basis für zukünftige Kooperationen schafft. Diese Plattform fördert den Dialog und das gegenseitige Verständnis, was in der aktuellen Lage des Handwerks von unschätzbarem Wert ist.