In Monheim kippt ein Bürgerentscheid die Ausbaupläne der Erdaushub-Deponie – und zwingt die Stadt zur Neuberechnung. Nach über 20 Jahren ohne Anpassung steigen nun die Entsorgungsgebühren deutlich. Was auf den ersten Blick wie eine technische Korrektur wirkt, hat spürbare Folgen für Anlieferer und Kommune.

Bürgerentscheid in Monheim: 50,7 % für Wald statt Bauschuttdeponie
Im Bürgerentscheid in Monheim fiel eine knappe Entscheidung: Der Wald bleibt, die geplante Erweiterung der Bauschuttdeponie wird gestoppt. Die Abstimmung spiegelt den Konflikt zwischen Klimaschutz und finanziellen Vorteilen wider. Wie wird Monheim die Entsorgung künftig regeln? Und was bedeutet der Entscheid für die Stadtentwicklung?
Bürgerentscheid stoppt Ausbau der Monheimer Deponie
Der geplante Ausbau der Erdaushub-Deponie in Monheim zur DK0-Deponie ist endgültig vom Tisch – und das nicht durch politische Entscheidung, sondern durch den direkten Willen der Bevölkerung. Im Januar hatte sich eine knappe Mehrheit der Bürger gegen die Erweiterung ausgesprochen. Damit fehlt der Stadt die Grundlage für zusätzliche Deponiekapazitäten. Der Stadtrat befasste sich in seiner ersten öffentlichen Sitzung nach dem Entscheid erneut mit dem Thema – und zog daraus konkrete Konsequenzen.
Statt neuer Flächen bleibt der Stadt nun nur der wirtschaftliche Umgang mit dem verbleibenden Volumen von rund 80.000 Kubikmetern. Die Ablehnung der DK0-Deponie bedeutet zugleich, dass ursprünglich geplante Finanzierungsmodelle nicht mehr greifen. Bürgermeister Günther Pfefferer machte deutlich, dass die bisherigen Kalkulationsgrundlagen hinfällig seien. Der Bürgerentscheid wird so zur zentralen Zäsur für die kommunale Entsorgungsstrategie – mit spürbaren Auswirkungen auf Gebühren, Planung und Zuständigkeiten. Die Stadt muss nun mit dem auskommen, was noch da ist.
Teurer Erdaushub: Monheim kalkuliert Deponie neu
Die Ablehnung der DK0-Erweiterung zwingt Monheim dazu, die Finanzierung der bestehenden Erdaushub-Deponie neu zu strukturieren. Der wirtschaftliche Fokus liegt nun auf der vollständigen Verfüllung der verbleibenden 80.000 Kubikmeter sowie der anschließenden Rekultivierung des Geländes. Laut einem beauftragten Planungsbüro schlagen allein die dafür notwendigen Genehmigungs- und Planungskosten mit rund 200.000 Euro zu Buche.
Rechnet man die laufenden und zukünftigen Ausgaben zusammen, beziffert die Stadt die Gesamtkosten bis zur Schließung der Deponie auf etwa 482.000 Euro. Diese Summe muss vollständig über Gebühren finanziert werden – und das innerhalb eines festgelegten Zeitraums von 20 Jahren. Die einfache Rechnung: 482.000 Euro geteilt durch das noch verfügbare Volumen ergibt einen neuen Preis von sechs Euro pro Kubikmeter.
Im Vergleich zu den bisherigen Sätzen – 2,60 Euro für Privatpersonen und vier Euro für Gewerbebetriebe – bedeutet das eine deutliche Preissteigerung. Die Stadt sieht sich angesichts der neuen Rahmenbedingungen zu diesem Schritt gezwungen, um die gesetzlich vorgeschriebenen Rückbau- und Nachsorgemaßnahmen überhaupt finanzieren zu können.

Nach Deponie-Stopp in Monheim: Waldschutz vs. Lkw-Verkehr?
Der Monheimer Bürgerentscheid stoppt die Deponie-Erweiterung und schützt den Wald. Doch die Kehrseite: Der anfallende Bauschutt muss künftig per Lkw in entfernte Deponien transportiert werden. Die Folge sind mehr Verkehr und steigende CO₂-Emissionen. Kann Recycling helfen, die Entsorgung nachhaltiger zu gestalten und den Konflikt zu entschärfen?
Einheitspreis, höhere Strafen – und offene Fragen für die Zukunft
Mit dem einstimmigen Ratsbeschluss reagiert Monheim nicht nur auf die finanzielle Notwendigkeit, sondern auch auf strukturelle Herausforderungen: Künftig gilt ein Einheitspreis von sechs Euro pro Kubikmeter Erdaushub, unabhängig davon, ob es sich um private oder gewerbliche Anlieferer handelt. Die bisherige Unterscheidung – 2,60 Euro für Privatleute, vier Euro für Betriebe – wird damit abgeschafft. Die Stadt verspricht sich davon eine schlankere Abwicklung und eine gerechtere Lastenverteilung.
Neben der Gebührenangleichung wurde auch die Deponiesatzung aktualisiert: Ein seit Jahrzehnten unveränderter Passus zur Sanktionierung unzulässiger Materialanlieferung wurde modernisiert. Die dort genannte Strafe von 50 D-Mark wird nun mit 50 Euro ersetzt – ein symbolischer Schritt, der aber auch zeigt, wie lange keine Anpassung vorgenommen wurde.
Trotz dieser konkreten Maßnahmen bleiben Fragen offen. Wie lange reicht das verbleibende Deponievolumen aus? Wird der Preis bei veränderten Rahmenbedingungen erneut angepasst? Und wie stark belastet die Gebührenanpassung regionale Bauunternehmen? Klar ist: Der Bürgerentscheid hat einen Kurswechsel erzwungen – wie tragfähig dieser neue Weg ist, wird sich in den kommenden Jahren zeigen.





