Die Nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie (NKWS) hat das Potenzial, die Art und Weise, wie Ressourcen in Deutschland genutzt werden, grundlegend zu verändern. Vor allem der Bausektor könnte eine Schlüsselrolle einnehmen, um den Rohstoffverbrauch erheblich zu reduzieren. Doch trotz der positiven Resonanz von Industrie- und Umweltverbänden gibt es auch kritische Stimmen. Insbesondere der fehlende rechtliche Rahmen und die uneinheitlichen Meinungen zum Plastikrecycling sorgen für Diskussionsstoff.
Industrie- und Umweltverbände fordern konkrete Maßnahmen für die Kreislaufwirtschaft
Der im Juni vorgelegte Entwurf der Nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie (NKWS) findet bei Industrie- und Umweltverbänden grundsätzlich positive Resonanz. Besonders die klaren Ziele zur Reduktion des Rohstoffverbrauchs und das Bekenntnis zur Ressourcenwende werden einhellig begrüßt. Doch trotz dieser Zustimmung gibt es auch Kritik: Viele Verbände bemängeln, dass der Entwurf zwar ambitionierte Ziele formuliert, aber keine konkreten Maßnahmen zur Umsetzung vorgibt.
Einige Stimmen, darunter der Bundesverband Nachhaltige Wirtschaft (BNW) und die Umweltorganisation Germanwatch, fordern daher verbindlichere Schritte. Sie betonen, dass ohne klare Vorgaben und Maßnahmen die gesteckten Ziele schwer erreichbar sein werden.
Recyclingbaustoffe: Schlüssel zur Kreislaufwirtschaft oder weiterhin Abfall?
Recyclingbaustoffe könnten die Bauwirtschaft transformieren, aber bürokratische Hürden und der Abfallstatus stehen im Weg. Obwohl die Bundesregierung an einer Nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie arbeitet, bleiben viele Materialien ungenutzt und landen auf Deponien. Warum diese wertvollen Ressourcen brachliegen und welche Änderungen notwendig sind, wird untersucht.
Plastikrecycling: Divergierende Positionen zur Nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie
Ein zentrales Thema der Nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie (NKWS) ist das Plastikrecycling, das von den beteiligten Akteuren unterschiedlich bewertet wird. Der Gesamtverband Kunststoffverarbeitende Industrie (GKV) lobt die Strategie, da sie den gesellschaftlichen Nutzen von Kunststoffen anerkennt und sich für weitere Anstrengungen zur Förderung der Kreislaufwirtschaft mit Kunststoffen einsetzt. Besonders positiv sieht der GKV die Idee eines Zertifikatehandelssystems, das Unternehmen, die hohe Rezyklatquoten erreichen, belohnt.
Im Gegensatz dazu äußert Plastics Europe Deutschland Bedenken. Der Verband kritisiert die vorgeschlagenen polymerspezifischen Substitutionsquoten als wenig zielführend und betont, dass Investitionsanreize eher auf Produktebene und nicht auf Polymerebene wirken sollten. Zudem warnt er vor Einschränkungen bei neuen Kunststoffvarianten, da dies Innovationen behindern könnte. Trotz dieser Meinungsverschiedenheiten erkennen beide Verbände die Bedeutung von Innovationen im Recyclingbereich an und begrüßen die geplante Forschungsförderung für wenig genutzte Kunststoffströme.
Kreislaufwirtschaft im Bau: Strabag setzt auf neue Bauschuttrecycling-Zentren
Strabag treibt die Kreislaufwirtschaft voran und plant mehrere Bauschuttrecycling-Zentren in Europa. Mit dem C3 in Bremen, einem technologisch fortschrittlichen Zentrum, setzt Strabag Maßstäbe für nachhaltiges Bauen und geschlossene Materialkreisläufe. Bundesbauministerin Klara Geywitz betont die Notwendigkeit von Recyclingbaustoffen und fordert mehr rechtliche Rahmenbedingungen und Akzeptanz.
Bausektor als Hebel zur Reduktion des Rohstoffverbrauchs
Der Bausektor steht im Mittelpunkt der Diskussionen um die Reduktion des Rohstoffverbrauchs in der Nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie (NKWS). Der Bundesverband Nachhaltige Wirtschaft (BNW) sieht in diesem Bereich großes Potenzial, Deutschland als Innovationsstandort für Kreislaufwirtschaft zu profilieren. BNW-Geschäftsführerin Katharina Reuter betont, dass der Bausektor ein entscheidender Hebel ist, um den Pro-Kopf-Rohstoffverbrauch bis 2045 zu halbieren. Ein zentraler Aspekt ist dabei die geplante Einführung von Regelungen, die das Ende der Abfalleigenschaft von Baustoffen ermöglichen sollen.
Allerdings bemängelt der BNW, dass einige wichtige Handlungsfelder, wie die Förderung von Mehrwegverpackungen zur Abfallvermeidung, im Entwurf nur am Rande erwähnt werden. Auch Germanwatch fordert präzisere Maßnahmen, insbesondere in der energieintensiven Herstellung von Grundstoffen. Der Verband schlägt vor, industriepolitische Instrumente wie Klimaschutzverträge und Förderprogramme stärker auf die Kreislaufwirtschaft auszurichten. Um die NKWS erfolgreich umzusetzen, sei es entscheidend, dass alle relevanten Ministerien und Ressorts eng zusammenarbeiten.
Abfallende für MEB: Verbände befürchten drohende Deponieflut
Die geplanten Regelungen des Bundesumweltministeriums zum Abfallende mineralischer Ersatzbaustoffe (MEB) stoßen auf heftige Kritik der Verbände. Eine Umfrage zeigt, dass die Einschränkung des Produktstatus zu gravierenden Marktveränderungen und einer massiven Verlagerung auf Deponien führen könnte. Insbesondere die Beschränkung auf nur wenige MEB bereitet Sorgen.
Kritik an fehlenden rechtlichen Rahmenbedingungen für Ressourcenschutz
Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) begrüßt das Ziel der Nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie (NKWS), den Rohstoffverbrauch zu senken. Allerdings kritisiert der Verband, dass im Entwurf keine Überarbeitung des rechtlichen Rahmens vorgesehen ist, um den Ressourcenschutz zu stärken. Ulrike Kallee, Abteilungsleiterin Stoffe und Technologien beim BUND, betont, dass dringend gesetzliche Regelungen notwendig sind, um die angestrebte Ressourcenwende zu erreichen.
Darüber hinaus fordert der BUND, dass auch andere politische Strategien, wie die Biomassestrategie und die Industriestrategien, angepasst werden müssen, um die Ziele der Kreislaufwirtschaft umfassend zu unterstützen. Der Verband der Chemischen Industrie (VCI) plant in Zusammenarbeit mit Plastics Europe Deutschland, eine Analyse des NKWS-Entwurfs vorzulegen, die ebenfalls auf mögliche Lücken im rechtlichen Rahmen eingehen soll. Die Beteiligung der verschiedenen Akteure ist entscheidend, da bis zum 9. Juli Stellungnahmen zum Entwurf eingereicht werden können, um die Strategie weiter zu verbessern.