Photovoltaik-Anlage ersetzt letzte Erdaushub-Deponie im Landkreis Karlsruhe

Im Landkreis Karlsruhe entsteht aus ehemaligen Deponien ein innovatives Solarprojekt. Was bislang als Abraumfläche diente, wird bald zum Stromlieferanten. Ein kluger Schachzug in Zeiten knapper Ressourcen und wachsender Energiebedarfe.

Die Zukunft der Energieversorgung beginnt oft dort, wo niemand sie vermutet – zum Beispiel auf einer ehemaligen Erdaushub-Deponie. Im Landkreis Karlsruhe wird genau dieser ungewöhnliche Weg eingeschlagen. Wo einst Aushubmaterial lagerte, soll schon bald Sonnenstrom produziert werden. Eine Entscheidung des Kreistags sorgt nun für Bewegung auf einem lange stillgelegten Areal, das bisher eher als totes Kapital galt.

Stillgelegte Deponie als Zukunftsstandort für Photovoltaik

Der Landkreis Karlsruhe hat vergangene Woche einen bedeutenden Schritt für die regionale Energiewende beschlossen: Zwei stillgelegte Deponieflächen sollen künftig der Gewinnung von Sonnenenergie dienen. Im Fokus stehen dabei die ehemalige Hausmülldeponie Grötzingen sowie die Erdaushub-Deponie Karlsbad-Ittersbach. Beide Flächen sind für eine solare Nachnutzung vorgesehen, während eine Nutzung für Windkraft laut aktuellem Stand ausgeschlossen wurde.

Für die Deponie in Grötzingen wird derzeit ein detaillierter Zeit- und Kostenplan zur endgültigen Oberflächenabdichtung erarbeitet. Dabei fließen die technischen Anforderungen für eine zukünftige Photovoltaikanlage bereits in die Planungen ein. Eine erste Machbarkeitsstudie zeigt: Auf rund 6,5 Hektar könnte eine Anlage mit bis zu 3.000 Kilowatt Peak entstehen – ausreichend, um jährlich etwa 3.200 Megawattstunden Strom zu erzeugen. Die bauliche Umsetzung soll, nach Abschluss der Genehmigungs- und Planungsverfahren, bis zum Jahr 2031abgeschlossen sein.

Diese gezielte Nachnutzung zeigt, wie ausgediente Infrastrukturen künftig zum Träger der Energiewende werden können – ohne neue Flächen zu versiegeln oder in Natur- und Landwirtschaftsflächen einzugreifen.

Solare Nachnutzung statt Stilllegung: Chancen und Grenzen

Auch die Erddeponie in Karlsbad-Ittersbach, die aufgrund fehlender verwertbarer Bodenaushubmengen stillgelegt wird, soll nicht ungenutzt bleiben. Nach der Rekultivierung ist eine Umnutzung für Photovoltaik vorgesehen. Der Vorteil: Aufgrund der Bodenbeschaffenheit sind dort weder Setzungsprozesse noch relevante Entgasungen zu erwarten. Diese geologischen Voraussetzungen machen eine zeitnahe Realisierung des Projekts besonders wahrscheinlich – ein seltener Glücksfall in der Nachnutzung von Deponieflächen.

Landrat Christoph Schnaudigel bezeichnete das Vorhaben als aktiven Beitrag zur Energiewende, der ganz ohne zusätzliche Flächenversiegelung auskommt. Der Landkreis Karlsruhe wolle seinen Kurs einer nachhaltigen, flächenschonenden Energiepolitik konsequent fortsetzen.

Nicht alle ehemaligen Deponien kommen jedoch für eine solare Nachnutzung infrage. So bestehen etwa für die Deponien in Bruchsal und der länger stillgelegten Hausmülldeponie Karlsbad-Ittersbach derzeit keine konkreten Pläne. In Bruchsal verhindern anhaltende Setzungsbewegungen und eine nur temporäre Abdichtung den Ausbau, während in Ittersbach forstrechtliche Hürden bestehen.

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