Die grüne Branche rückt das Regenwassermanagement in den Fokus: Beim jährlichen Treffen des Fachverbands Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau in Hamburg (FGL HH) standen neben Klimaschutz und Kostenentwicklungen auch die nachhaltige Bewirtschaftung von Regenwasser und die Transformation von Schotterflächen im Zentrum der Diskussionen. Mit 170 Fachleuten aus unterschiedlichen Bereichen wie Landschaftsarchitektur, Stadtplanung und der Wohnungswirtschaft wurden innovative Lösungen und Herausforderungen beleuchtet. In einer Zeit, in der Klimawandel und Umweltschutz immer drängender werden, zeigt die Veranstaltung eindrucksvoll, wie die Branche mit fachlicher Expertise und praktischen Lösungsansätzen auf aktuelle und zukünftige Herausforderungen reagiert.
Ein Überblick: Die Grüne Branche trifft sich in Hamburg
In Hamburg versammelte sich die grüne Branche auf Einladung des Fachverbands Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau (FGL HH) zu ihrer jährlichen Tagung. Diese wichtige Veranstaltung zog 170 Fachleute aus verschiedenen Bereichen wie Landschaftsgärtnerei, Architektur, Stadtplanung sowie Vertreter der Wohnungswirtschaft, Bezirksämter, Behörden und Politik an. Im Mittelpunkt der Diskussionen standen diesmal Themen wie die aktuelle Kostenentwicklung, Klimaschutzmaßnahmen, Regenwassermanagement und die Gestaltung von Schotterflächen. Ludger Plaßmann, der Vorsitzende des FGL HH, gab Einblicke in die Lage der Branche, sprach über die bisher gute Auftragslage in Hamburg und thematisierte die Herausforderungen, denen sich Unternehmer aufgrund von steigenden Materialkosten und Arbeitskräftemangel gegenübersehen. Plaßmann kritisierte auch die mangelnde Einbeziehung der Fachbetriebe in stadtplanerische Entscheidungen und den ausbleibenden Dialog mit der Umweltbehörde, insbesondere beim Thema Baumschutz. Die Tagung wurde somit zur Plattform für Austausch und Vernetzung, um gemeinsam Lösungen für die drängenden Fragen der Zeit zu finden.
Herausforderungen und Chancen im Garten- und Landschaftsbau
Im Herzen der grünen Branche stehen die Herausforderungen und Chancen, die sich aus den aktuellen Entwicklungen in der Garten- und Landschaftsbauindustrie ergeben. Der Fachverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau in Hamburg (FGL HH) hat auf seiner jährlichen Tagung Licht auf diese wichtigen Themen geworfen. Trotz der stabilen Auftragslage in vielen Betrieben weist FGL-Vorsitzender Ludger Plaßmann auf die spürbare Nachfrageabnahme in bestimmten Bereichen und Bundesländern hin. Die steigenden Kosten für Baumaterialien und die angespannte Arbeitsmarktsituation stellen signifikante Herausforderungen dar, die innovative Lösungsansätze erfordern.
Plaßmann kritisiert zudem die unzureichende Einbindung der Fachbetriebe in politische Diskussionen zu aktuellen Umweltthemen wie der Schaffung von Schwammstädten oder der Dach- und Fassadenbegrünung. Die Expertise der Branche bietet jedoch auch Chancen: Durch die Anwendung ihres spezialisierten Wissens können Landschaftsbauer maßgeblich zur Lösung von Umweltproblemen beitragen und gleichzeitig neue Geschäftsfelder erschließen. Dieses Kapitel beleuchtet, wie durch die Überwindung von Herausforderungen innovative Chancen im Einklang mit Umweltschutz und Nachhaltigkeit im Garten- und Landschaftsbau entstehen können.
Von Schotter zu Grün: Transformation urbaner Flächen
Die Transformation von Schotterflächen in begrünte, lebendige Räume markiert einen bedeutenden Trend in der urbanen Landschaftsgestaltung. Dr. Philipp Schönfeld, ein führender Experte für urbanes Grün, betonte in seinem Vortrag die Notwendigkeit, zwischen leblosen Schottergärten und ökologisch wertvollen Kies- und Schotterbeeten zu unterscheiden. Er plädierte für eine exakte Begriffsdefinition, um die Diskussion und das Verständnis für die Thematik zu schärfen. Schönfeld erklärte, dass richtig angelegte Kies- und Schottergärten eine Vielzahl von Stauden und Gehölzen beherbergen können, die artenreiche Lebensräume für Flora und Fauna bieten. Diese Gärten tragen nicht nur zur ästhetischen Aufwertung urbaner Räume bei, sondern verbessern auch das Mikroklima und fördern die Biodiversität.
Die Umwandlung von Schotterflächen in grüne Oasen stellt somit eine Chance dar, städtische Umgebungen nachhaltiger und lebenswerter zu gestalten. Durch die fachgerechte Auswahl von Pflanzen und die sorgfältige Planung der Bodenbeschaffenheit können Landschaftsgärtner diese Transformation erfolgreich umsetzen. Dieses Kapitel verdeutlicht die Bedeutung der fachlichen Kompetenz im Garten- und Landschaftsbau für die Schaffung ökologisch wertvoller und ästhetisch ansprechender urbaner Flächen.
Biodiversität fördern: Innovative Bepflanzung von Baumscheiben
Die innovative Bepflanzung von Baumscheiben spielt eine entscheidende Rolle bei der Förderung der Biodiversität in städtischen Gebieten. Dr. Philipp Schönfeld, Spezialist für städtisches Grün, hebt die Bedeutung dieser kleinen, aber wirkungsvollen Flächen hervor. Er erläutert, dass Baumscheiben, die Erde rund um Stadtbäume, oft vernachlässigt werden, obwohl sie essenziell für die Gesundheit und das Wachstum der Bäume sind. Durch eine sorgfältige Auswahl von Stauden und Gehölzen können diese Flächen in vitale Biotope verwandelt werden, die nicht nur die Lebensbedingungen der Bäume verbessern, sondern auch einen wertvollen Beitrag zur städtischen Artenvielfalt leisten.
Schönfeld betont, dass Bäume in der Natur selten isoliert wachsen, sondern meist in Gemeinschaft mit anderen Pflanzen. Diese symbiotischen Beziehungen können durch die gezielte Bepflanzung von Baumscheiben nachgebildet werden, was zu einer erhöhten Biodiversität und einer Verbesserung des städtischen Mikroklimas führt. Die Bepflanzung von Baumscheiben ist somit ein wichtiger Schritt hin zu grüneren, lebenswerteren Städten und bietet gleichzeitig eine praktische Lösung zur Verbesserung der urbanen Umweltqualität.
Zukunftsorientiertes Regenwassermanagement im GaLaBau
Das Management von Regenwasser nimmt eine Schlüsselrolle in der Zukunftsgestaltung des Garten- und Landschaftsbaus (GaLaBau) ein. Landschaftsarchitekt Tom Kirsten beleuchtete in seinem Vortrag die Notwendigkeit und das Potenzial eines ganzheitlichen Regenwassermanagements. Angesichts des Klimawandels und seiner Auswirkungen auf urbane wie ländliche Gebiete, präsentierte Kirsten innovative Ansätze zur Bewirtschaftung von Regenwasser. Von der Nutzung von Baumrigolen über die Einrichtung von Sickeranlagen auf Sportplätzen bis hin zum Bau von Versickerungsmulden, die Niederschlagswasser von Dach- und Pflasterflächen aufnehmen, reichen die Möglichkeiten, die der GaLaBau für ein effektives Regenwassermanagement bietet.
Diese Maßnahmen dienen nicht nur dem Umweltschutz, indem sie zur Vermeidung von Überschwemmungen und zur Schonung der Wasserressourcen beitragen, sondern sie eröffnen auch neue Perspektiven für die Gestaltung lebenswerter und nachhaltiger Landschaften. Kirstens Ausführungen verdeutlichen, wie essentiell die Integration von Regenwassermanagement-Strategien in die Planung und Umsetzung landschaftsbaulicher Projekte ist. Das Kapitel zeigt, dass durch die Anwendung dieser Strategien der GaLaBau einen bedeutenden Beitrag zur Bewältigung der Herausforderungen des Klimawandels leisten kann.
Neuerungen in der Ersatzbaustoffverordnung: Was ändert sich für die Grüne Branche?
Die Einführung der neuen Ersatzbaustoffverordnung (EBV) und die Novellierung der Bundes-Bodenschutz- und Altlastenverordnung (BBodSchV) markieren signifikante rechtliche Veränderungen, die tiefgreifende Auswirkungen auf die grüne Branche haben. Rechtsanwalt Holger Seit gab auf der Tagung einen umfassenden Überblick über diese Neuerungen, die am 1. August 2023 in Kraft traten und bisherige Ländervorschriften ablösen. Diese Regelwerke stellen neue Anforderungen an den Umgang mit Bodenaushub, Bauschutt und deren Recycling und fordern von den Akteuren im Garten- und Landschaftsbau erhöhte Aufmerksamkeit.
Seit wies insbesondere auf den gestiegenen bürokratischen Aufwand hin, der mit der Notwendigkeit einhergeht, alle mineralischen Bauabfälle auf Schadstoffe zu prüfen, chemisch zu analysieren und entsprechend zu klassifizieren. Darüber hinaus müssen Betreiber von Zwischenlagern für Bodenmaterial strenge Kontrollen durchführen und die Materialien von anerkannten Untersuchungsstellen prüfen lassen. Die EBV führt zudem neue Klassifikationen und Einbautabellen für mineralische Ersatzbaustoffe ein, was die Planung und Ausführung von Baumaßnahmen im GaLaBau beeinflusst.
Diese regulatorischen Änderungen bedeuten für die Branche sowohl Herausforderungen als auch Chancen. Die striktere Handhabung der Materialqualität kann zu einer Verbesserung der Umweltstandards beitragen und gleichzeitig die Notwendigkeit unterstreichen, innovative und nachhaltige Bau- und Landschaftsgestaltungsmethoden zu entwickeln und anzuwenden.